Warmduscher

 

„Hi, Im Rob“, sagt der 120 kg Mann mit der Schürze vor dem Bauch und den grauen Dreadlocks im Knoten. „Come in“. Und alle, die uns schon immer für Warmduscher gehalten haben, haben recht.

 

Rob ist unser erster Warm Showers host. Für alle, die die Warm Showers nicht kennen: Das ist eine Internet-Plattform, wo Tourenradler kostenlose Unterkunft für andere Radler anbieten. So wie die Couch-Surfers, nur eben eher für Radfahrer. Und das probieren wir heute in Budapest mal aus.


Aber halt: Der Tag fängt ja erst an: Heute radeln wir nach Budapest hinein. Auf Radwegen geht das super. Wir wechseln auf der Arpad-hid (Brücke) auf die Margareten-Insel, wo man verkehrsfrei ins Zentrum gelangt. Wie die Donauinsel ist auch sie ein Freizeitparadies in der Stadt. Ein japanischer Garten, ein Rosengarten und ein Springbrunnen mit einer Wahnsinnschoreographie sind zu bestaunen.


Bevor wir überhaupt soweit kommen, legt Karin aber noch einmal spektakulär ihr Rad in den Gatsch. Vor kurzem überflutete Strecken soll man halt nicht rasen wie ein Weltmeister, denn die sind rutschig wie Schmierseife. Passiert ist nichts, aber die Radtaschen sind so richtig eingesaut.

 

Und weil wir Helden sind, müssen wir natürlich zum Heldenplatz.

 

 

Dort bestaunen wir auch noch einige alte Bauwerke.

 

 

Dann setzen wir uns mitten auf die Kettenbrücke. Das ist nur ausnahmsweise möglich, weil sie gesperrt ist, aber seither ist hier anscheinend jede Nacht Party, erzählt uns ein Amerikaner, der vorbeikommt und uns anquatscht, weil er unsere Route auf dem Packsack sieht. Ein Tourenradler, der so gesprächig ist, dass eine Stunde wie im Flug vergeht.

 

 

Schließlich packt uns der Hunger an. Wir machen uns auf in die zentrale Markthalle. Anders als der Markt gestern ist hier alles viel touristischer, denn der Markt steht in den Sightseeing-Führern.


Wenn jemand Lust auf ein saftiges Steak hat, oder gerne mit Hühnerkarkassen oder Entenfüßen kocht, wüsste ich jetzt eine Bezugsquelle…

 

Dann ist es an der Zeit, zu Rob zu fahren. Eine Zeitlang kurven wir in der Stadt herum. Das erste Mal seit Rom wieder auf einer sechsspurigen Straße im Verkehr der rush hour mitschwimmen... Macht immer noch Spaß! Doch bald werden die Häuser immer kleiner, haben plötzlich Gärten, und dann sind wir da: Ein Bezirk wie Döbling mitten in der Stadt. Un dann das Haus! Aber hallo! Sehr fein! Wir werden wie schon erwähnt herzlich empfangen. Als Gastgeschenk haben wir eine Flasche Wein im Gepäck und genügend Vorräte, um für unseren Gastgeber mitzukochen. Doch weit gefehlt! Der begeisterte Koch hat für uns Pizza gemacht. Nicht nur eine! Es kommen noch weitere Gäste, ein Deutscher und zwei Franzosen. Rob  macht für uns 15 (!) große Pizzen. Und da es fantastisch schmeckt, essen wir doch tatsächlich 11 ½!

 

 

Dann probieren wie, was die Ungarn aus den Marillen machen, die uns in der Wachau so gut geschmeckt haben: Barack Palinka nämlich, Marillenschnaps. Da werden sogar die Franzosen lustig. Wir haben sie an diesem Tag nämlich schon einmal getroffen, sie waren aber nicht sehr gesprächig. Umso witziger, dass wir uns beim gleichen host treffen, wo es doch 1300 davon in Budapest gibt. Dann bekommen wir noch polnischen Met zu kosten, die Kräuterbittertrankerl verweigern wir. Bevor sich das Ganze aber zu einem veritablen Mulatschag entwickelt, verrollen wir uns alle in unsere Betten. Wir bekommen ein Zimmer für uns beide, eines der früheren Kinderzimmer.


Zum Frühstück bekommen wir selbstgemachte Weichselmarmealde, und nach vielen Thanks a lot (die Umgangssprache war natürlich Englisch) sind wir wieder on the road.

Wir freuen uns über eure Kommentare, Anregungen, Fragen...

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