Unser erster Tag in Rumänien

 

Stellt euch vor: Als wir heute so vor uns hin radeln, kommt uns plötzlich ein alter Bekannter entgegen, den wir aber noch gar nicht vermisst hatten: Es ist der Wind! Nicht jedes Treffen ist erfreulich! Aber ich fürchte, wir werden uns auf dieser Tour noch öfter begegnen!

 

In der Nacht ist das Wetter schlechter geworden. Wir haben gut daran getan, unseren Rasttag zu opfern und bei Sonnenschein durch das Eiserne Tor zu fahren. Heute nieselt es leicht, doch schon mittags scheint wieder die Sonne.

 

Der erste Tag in Rumänien ist beschaulich. Wie stellt ihr euch Rumänien vor? Pferdefuhrwerk und Zigeuner? An diesem ersten Tag bemerken wir vor allem eines: Es ist voller Gegensätze.

 

Gestern die große Stadt mit allen Annehmlichkeiten. Schöne Häuser, Geschäfte, Bank, die Leute gut gekleidet, die Straßen tip-top. Tolle große Autos.

 

Heute fahren wir auf kleinen Straßen über die Dörfer. Teilweise sehen sie aus wie aus der Zeit gefallen. Holzgartenzäune, Holzhäuser, Pferde grasen, Gänse weiden vor dem Haus, die Oma oder der Opa sitzt auf der Hausbank. Und alle winken uns freundlich zu.

 

Wenn Geld vorhanden ist, wird schön gebaut, oder renoviert. Pensionen, die wir sehen, sehen schön aus, Privatzimmer bemerken wir keine. Campingplätze auch nicht. Die Landstraßen sind durchwegs gut, soweit sie asphaltiert sind. Sonst sind sie tief sandig und eine üble Plagerei. Die ersten Pferdewagen begegnen uns. Der Verkehr ist so gut wie nicht vorhanden, aber aus den Autos wird uns wieder freundlich zugewunken. Offensichtlich nehmen die meisten Radler die Route über Bulgarien. 

 

Wenn wir bei Gruppen von Kindern vorbeifahren, wollen sie ihr Englisch ausprobieren: „Hello, do you speak English?“, dann großes Hallo! Einmal kommen zwei Kinder auf uns zugelaufen. Was wollen die jetzt? Betteln? Nein, das Mädchen fragt, ob sie mit dem Handy ein Foto machen kann. Sie macht ein Selfie von ihr und Karin, die auf der Stelle der Meinung ist, ein Star zu sein.

 

Ein Straßenarbeiter mäht den Straßenrand. Er hat sogar eine Warnweste an. Er mäht mit der Sense. Scheint kein eiliger Job zu sein!

 

Die ersten Hunde machen uns das Leben schwer und kommen kläffend auf uns zugeschossen. Wir bewaffnen uns auf der Stelle. Karl schneidet zwei massive 1m lange Akazienstöcke, die er zuspitzt und die wir griffbereit auf die Packtaschen stecken. Wir fühlen uns gleich stärker. Denn der Pfefferspray ist wahrscheinlich für die Würscht: Die zerlegen uns, bevor wir den aus der Gepäcktasche gekramt haben. Die meisten sind sowieso feige, verkrümeln sich bald oder verschlafen uns ganz. Aber man weiß ja nie…

 

Sehenswürdigkeiten gibt es auf den nächsten 500 km keine, trotzdem könnte man alle fünf Minuten ein Foto machen. Da kommt einer, der hat den Kofferraum voller Stroh geladen und das Ganze so aufgetürmt, dass es nahtlos auf den Dachgepäcksträger übergeht. Die alten Leutchen, die mit Kopftuch am Bankerl sitzen und ein Schwätzchen halten. Gänse, Pferdewagen, usw. Nicht immer hat man die Kamera gleich bereit, aber wir bleiben ja noch ein paar Tage…

Heute haben wir Stromkilometer 868 erreicht. Nur mehr 868 km hat die Donau zurückzulegen. Wir machen gut 20% mehr, haben jetzt bereits 2400.

 

Gestern waren wir so müde und schwitzig, dass wir uns ein Zimmer genommen haben. Wir bekommen das letzte. Heute wollen wir wild campen und morgen dann in Calafat ein Zimmer nehmen, denn auf den nächsten 170 km soll es keine mehr geben, und wir wollen nochmals unsere Blogartikel freischalten, denn letzte Nacht gab es kein Internet, und auch beim Wildcampen hat man selten Free WIFI.

 

Fast jedes kleine Dörfchen hat sein kleines Geschäft, auch wenn man es manchmal kaum erkennt. Ein Laib Weißbrot kostet 1 Lei, das sind 20 ct. Ansonsten gibt es alles für den täglichen Bedarf, vom Nagel bis zur frischen Unterhose. Wir werden auch hier nicht verhungern.

 


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