Im Delta versumpft

 

Gestern Abend hatten wir noch eine Nahtoderfahrung: Wir wären fast verhungert. Nach all der Paddlerei wollten wir fein Fisch essen gehen. Doch leider: Unser Vermieter mag nicht kochen. Und im Restaurant ist man „too busy“! Na dann Eierspeise mit Brot. Leider hat der Laden weder Eier noch Brot…

 

Schon gestern hatten Annik und Patrick erzählt, dass sie öfters Probleme hatten, etwas zu essen zu kriegen. Mit den beiden haben wir vorgestern Abend zusammengesessen und ein Bierchen getrunken. Annik hat zwei Jahre in Siebenbürgen gearbeitet und weiß interessante Dinge zu berichten.

 

Nachmittags wollen wir nach Sulina weiterfahren. Da wir keine Lust auf Sklavenschiff haben, gehen wir auf Verdacht schon um 2 Uhr zur Bootsanlegestelle. Dann soll ein schnelleres kommen. Es kommt auch, wir müssen es bloß noch aufhalten… Sonst wäre es nämlich einfach durchgebrettert. Es erweist sich als Tragflügelboot. Und die Räder passen nicht rein. Game over? Aber nein: Na, dann heben wir die  Dinger halt  einfach aufs Dach. Schnell, schnell“ und so ist Karins Rad mitsamt Wertsachentasche oben, so schnell kann sie gar nicht schauen. Völlig ungesichert aufs Dach gelegt – passt schon. Und dann hebt sich das Boot in voller Fahrt schräg aus dem Wasser. Und wenn das Rad jetzt untergeht? Es geht gut und so dürfen die Männer in vollem Schwung mit den Rädern auf die Hafenmole springen…

 

 

In Sulina machen wir uns als erstes auf zum alten Leuchtturm. Jetzt sind wir wirklich angekommen. Der Donauradweg ist für uns hier zu Ende.

 

 

Am Weg zum Strand kommen wir noch am Friedhof vorbei, einer  weiteren Sehenswürdigkeit von Sulina. Und dann zerrt Karin, die in den Packtaschen noch Platz für ihren Sturschädel gefunden hat und ihn seit über 3000 km mitschleppt, ihr Rad den Weg durch den tiefen Sand zu den ersten Wellen. Und dann – ja dann, sind wir am Schwarzen Meer. Aber echt!!!

 

 

Anschließend hängen wir die Räder zusammen und gehen schwimmen. Und da treffen wir zufällig Johannes und Michael,  Laura und Katharina wieder, die mit uns auf dem Boot von Tulcea waren, aber gleich weitergefahren sind. Sie dürfen im Garten von Peter und Anna zelten, die auch dabei sind. Und sofort laden sie auch uns ein, dazuzukommen. Und zu essen bekommen wir auch. Super! Abgemacht. Aber erst noch schwimmen… Die Räder hängen wir zur Sicherheit an ein Holzgerüst.

 

Und dann machen wir was wirklich Blödes: Wir schaffen es, den Schlüssel am Sandstrand zu verlieren… Nach einer Stunde Suchen ist klar: Plan B muss her!

 

Karl pilgert zu Peters Haus, der ihm erstmals zur Beruhigung und Stärkung ein paar cm Schnaps in einem Halbliterbierglas verordnet. Und dann kommt der Karli mit der Eisensäge… Es findet sich schnell ein williger Helfer, der weiß wie es geht und emsig sägt, und zahlreiche Neugierige, die Anteil an unserem Schicksal nehmen… Gottlob war das unser altes Schloss, denn bei den neuen ABUS-Schlössern wären wir  machtlos gewesen. Diese haben wir aber verwendet, um die Packtaschen am Rad zu sichern. Und für die hätten wir auch einen Reserveschlüssel…

 

 

Später als geplant kommen wir zu Peter. Das Essen will verdient werden: Karl macht Feuer (zwei Felgen bilden den Ofen), Karin werkt mit den Mädels in der Küche und fabriziert gefühlte 300 Fischbällchen. Fische werden gemehlt; Knoblauchmayonnaise gerührt, die Fischsuppe gekocht. Und dann speisen wir: Fischsuppe mit Fischbällchen, frittierte Fischbällchen mit Bohnenmus und Knoblauchsoße, die frittierten Fische mit Polenta und zum Schluss noch die in der Suppe gedämpften Fische. Bis nichts mehr reingeht. Null! Nachgespült wird mit Bier oder Zuica, Peters selbstgemachten Schnaps, oder Weichsellikör. Antialkoholische Getränke werden nicht gereicht und weil wir nicht unhöflich sein wollen, fragen wir auch nicht danach…

 

 

An diesem Abend essen wir für die Ehre Österreichs. Und dann müssen wir auch noch singen. Mit einer in unseren Augen formvollendeten Version von „Zwickts mi“ vertreten wir Österreich.

 

Als nach Mitternacht schon alle ziemlich in den Seilen hängen (wegen des vielen Essens natürlich!) kommt noch ein lustiger Ukrainer dazu. Super. Der soll ein Foto von uns machen und schafft es, die Kamera verkehrt zu halten und sich selbst zu fotografieren. Der bleibt dann noch, aber wir gehen schlafen, denn um halb 5 (!!!) klingelt der Wecker, damit wir das Boot nach Tulcea erreichen…

 

Ihr seht also: Traut euch ausschließlich unter sachkundiger Führung eines Einheimischen ins Delta. Denn die Gefahr, zu versumpfen, ist tatsächlich gegeben…


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