Kili - der sechste Tag

Um 10 Uhr abends zupft M'Barracka am Zelt. Zeit zum Aufstehen. Andere gehen jetzt schlafen... Und am Morgen dann ins Büro… Wir aber steigen Afrikas höchstem Berg aufs Dach. Um halb zwölf geht es los.

 

Auch diesmal soll eine Rolle Kekserl uns bei Laune halten. Doch diesmal haben wir unsere in Istanbul gemischte Müslimischung parat und stoppen den drohenden Hungertod.

 

Gleich zu Beginn schnappt sich Dickson Karins Daypack. „Why?“ „Because I want you to succeed“ – Weil ich will, dass du es schaffst. Hm!

 

In der Karawane geht es los. Ein langer Zug von Stirnlampenlichtern zieht sich den Berg hoch. Wir gehen einen „gut ausgebauten“ Weg, der wieder unendlich staubig ist. Der Staub ist sehr schwer zu ertragen, nicht der Dreck an sich, sondern dass man das dauernd einatmet. Er verstopft die Nase, bis man nicht mehr atmen kann. Dann bekommt Karl leicht Kopfweh. Der Dreck ist sowieso überall: Auf den Rucksäcken, den Rack-Packs, auf uns… Wir bekommen zwar immer morgens ein Schüsserl mit warmen Wasser zum Waschen, aber sobald man irgendwas angreift, ist man wieder dreckig.

 

Jetzt ist Karin dankbar für ihren ungeplanten Haarverlust. Sieben Tage ohne Haarwäsche…

 

Wir sind erstaunt, wie leicht wir uns eigentlich tun. Keiner von uns hat irgendwelche Schmerzen. Langsam stapfen wir voran. Von Zeit zu Zeit wird Pause gemacht. Die Russen, die gestern noch vorgestürmt sind, schleichen heute dahin und sehen deutlich gezeichnet aus. Wir sehen die ersten, die fast nicht mehr weiterkönnen.

 

Langsam ziehen die Stunden dahin. Die Zeit dehnt sich. Da es dunkel ist, hat man gar kein Gefühl dafür, wie die Zeit vergeht oder wie lange man schon unterwegs ist. Deshalb sind wir auch erstaunt, als sich das erste Licht abzeichnet. Man sieht das erste Rot und Gelb, und plötzlich strahlt das erste Morgenlicht über dem Mawenzi. Dann sehen wir auch schon den Stella-Point vor uns. Er liegt auf über 5700 m Höhe, und wenn man ihn erreicht, gilt das schon als Besteigung. Es zieht sich aber dann doch noch, bis wir dort sind. Aber nach ungefähr sieben Stunden sind wir da, zur selben Zeit wie das Filmteam. 

 

 

Begeisterung, Freude, komischerweise keine Erschöpfung! Fotos, Umarmungen, bei den Russen sitzt einer weinend am Boden. Traumwetter und Traumaussichten, auch auf den Schnee am Kilimandscharo, der immer weniger wird.

 

 

Dann gehen wir entschlossen weiter zum Kibo-Gipfel. Die Höhe spüren wir gar nicht. Glauben wir! Denn plötzlich schleicht Karin dahin, als  ob sie Schlaftabletten zum Frühstück gehabt hätte. Aber auch im Schleichen geht es zügig voran, und um 7:45 stehen wir am Gipfel des Kilimandscharo und haben unseren ersten Seven Summit erklommen. Traumwetter, kein Wind, der Gletscher beim Gipfel leuchtet in der Sonne und wir genießen den Blick rundum, auch auf Meru und Mawenzi.

 

Gipfelfotos werden gemacht, und wir essen die Mannerschnitten, die wir acht Wochen mit dem Rad mitgeschleppt haben… Emotional nehmen wir uns in den Arm. Karin verspricht Karl, ihn umgehend zu erschießen, wenn er noch einmal eine so schlaue Idee hat, … Karl verspricht Karin daraufhin zum 50-er einen Thermengutschein… Karin verspricht Karl daraufhin, ihn dann umgehend zu erschießen…

 

Glücklich halten wir uns im Arm und umarmen auch unsere Guides, die einen so wichtigen Anteil an den Besteigungen haben. Denn sie drosseln das Tempo, helfen, ermuntern, und wollen immer, dass man es schafft. Karin ist nur sauer, dass sie ihren Rucksack nicht selber tragen sollte, denn sie ist sich sicher, sie hätte es geschafft. Aber das weiß man ja vorher nicht, und Dickson hat es nur gut gemeint...

 

 

Eine gute halbe Stunde halten wir uns am Gipfel auf. Es ist einfach zu schön. Einige Paraglider haben ihre Schirme hochgeschleppt und fliegen jetzt über das Eisfeld. Es sieht herrlich aus! 2000 m unter uns die Wolken und wir hier heroben im Sonnenlicht...

 

Dann machen wir uns auf den Abstieg. Jetzt werden die Halbleichen den Berg hochgeschleppt. Am Wanderstock nachgezogen, bei beiden Guides eingehängt, schleppen sich manche zum Gipfel.. Uns wird Angst und Bang. Wie kommen die dann wieder runter?

 

Auch das sehen wir. Ein Chinese wird von seinem Guide runtergeführt. Eigentlich rennen sie. Der Chinese fuchtelt unkontrolliert mit seinem Wanderstock und taumelt nur mehr hin und her. Es sieht furchterregend aus, unsere Guides grinsen! Sehr witzig! Ein anderer Chinese torkelt unbegleitet den Berg hinunter, denn in der Gruppe gibt es nicht für jeden einzelnen einen Guide. Für uns schon. Und die bleiben auch bei uns. Außerdem waren sie perfekt ausgerüstet. Dickson schleppt einen 4 ½ kg schweren Sauerstoffzylinder für den Ernstfall mit, Medikamente und ein funktionierendes Funkgerät. Und Traubenzucker. Das beruhigt schon, wenn man weiß, dass für den Ernstfall gesorgt ist. Wir haben mit der Agentur ZARA nicht den billigsten Anbieter gewählt, aber einen sehr, sehr guten.

 

Wir können ZARA nur empfehlen, es war die perfekte Organisation und Durchführung. Die Guides und das ganze Team waren super: Professionell, freundlich, geduldig und immer aufbauend. Toll! Der Abstieg verläuft für uns unspektakulär. Durch dichten Staub geht es vier Stunden bergab zurück ins Basislager. Dort kommen wir gegen Mittag an. Die vielen Stunden Marsch zeigen jetzt Wirkung. Wir sind zu müde, um zu essen, schlafen eine Stunde.

 

Dann folgt noch der weitere Abstieg ins Millenium-Camp auf 3800 m Höhe. Hier werden wir noch einmal schlafen und morgen die letzten 5 Stunden auf der Mweka-Route absteigen. Gegen Schluss beginnt es zu regnen! Wir hatten so unheimliches Wetterglück! Nass kommen wir ins letzte Lager. Das Zelt steht bereits, und unsere Mannen gratulieren uns herzlich! Zur Feier des Tages bekommen wir ein Fläschchen Rotwein und ein Red Bull! Und dann dürfen wir Ugali kosten, den Maisbrei, der hier ständig gegessen wird. Sagen wir mal: Interesting! Aber mit einer guten Sauce…

 

Es schüttet noch einige Stunden weiter und wir sind froh, dass unser Essplatz gleich nebenan ist… Ein Königreich für einen „private bathroom“:)

 


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