Kampala ist der reine Wahnsinn

Schon beim Hineinfahren nach Kampala merken wir: in dieser Stadt will jeder Meter heiß erkämpft sein. In unserem für 14 Passagiere zugelassenen Matatu sitzen 22 Mann hoch. Mühsam bahnt sich unser Matatu seinen Weg zwischen einer Unzahl anderer Matatus, zahllosen Boda-Bodas, Fußgängern, am Straßenrand ausgebreiteten Waren, Ziegen, und, und…

 

Zum Matatu in Entebbe sind wir mit dem Boda-Boda gefahren. Da wir jeder den dicken Rucksack am Rücken haben, leisten wir uns jeder einen eigenen Boda. Normalerweise fahren wir zu dritt.

 

 

Da wir glücklicherweise die letzten beiden Plätz im Matatu erwischen, müssen wir auch nicht lange warten, bis er voll ist, und es geht gleich los. Schon eineinhalb Stunden später sind wir am Ziel, am Busbahnhof in Kampala.

 

Als wir aussteigen, trifft uns zuerst mal fast der Schlag. So ein Gewimmle und Gewutzle haben wir erst in Indien erwartet. Unser Zimmer liegt ganz in der Nähe, deshalb beschließen wir zu laufen. Dabei fühlen wir uns wie ein Sandkorn in der Wüste – zwei unter Millionen…

 

 

Unser Hotel ist ziemlich afrikanisch. Unser Deluxe-Doppelzimmer hat zwei große Doppelbetten, aber noch keine Bettwäsche. Als uns die Angestellte den Balkon zeigen will, fällt ihr gleich einmal die Gardinenstange auf den Kopf. „Give us a few minutes“ sagt sie. Kaum eine Stunde später ist alles fertig, und auch die Gardinenstange ist wieder auf ihrem Platz.

 

Der Ausblick von unserem Balkon ist unbeschreiblich. Direkt unter uns der Matatu-Busbahnhof, wo pausenlos Hunderte von Bussen kommen und gehen.

 

Davor waschen Männer im dreckigen Wasser des Rinnsals unter ihnen einen große Menge Autoreifen. Dabei schlagen sie mit einem Holzstock auf die Reifen, um sie richtig sauber zu kriegen.

 

Am Gehsteig davor werden am Abend zahllose Frauen ihre mobilen Obst- und Gemüsestände aufbauen. Dazu werden sie ihre beladenen Tabletts vom Kopf nehmen, vor sich auf den Boden stellen und sich selbst malerisch dahinter platzieren. Was gibt es da nicht alles zu kaufen! In großen flachen Körben warten verschiedene Bohnen- und Erbsensorten auf ihre Käufer, daneben liegen Karotten, Kräuter, verschiedenen Kartoffelsorten, Zwiebeln, unterschiedliche Spinatarten, Paprika und Tomaten.  

 

Auf der anderen Straßenseite warten Büschel von Bananen, Passionsfrucht, Papayas – und die reifsten süßesten Mangos, die wir je gekostet haben.

 

 

Doch es ist ja erst Nachmittag. So suchen wir das Büro von Douglas, der unsere Gorilla-Permits besorgt hat. Wir hoffen, sie sind wirklich gültig, denn wir kennen Douglas nur auf Grund einer Empfehlung eines österreichischen Bekannten.

 

Danach ist es Zeit, speisen zu gehen. Im Lokal unserer Wahl will man uns zuerst weismachen, die lokalen Speisen seien nicht verfügbar und man müsse aus den mindest doppelt so teuren anderen Gerichten wählen. Entschlossen erheben wir uns, da fällt der Kellnerin ein, dass doch noch etwas da ist, was wir denn haben wollen. Ja, gerade diese beiden Gerichte seien noch verfügbar, nur Karl muss mit Erbsen statt Bohnen in seiner Gemüsesoße vorlieb nehmen. Karin wählt Reispilau mit Ziegenfleisch, der köstlich gewürzt mit Zimt, Nelken und Kardamom und einer Gemüsesoße daherkommt. Das zarte Zicklein mundet vorzüglich. Bei einem Preis von einem Euro bzw. € 1,50 sind die Portionen sehr großzügig.

 

Gestärkt und zufrieden brechen wir zum Sightseeing auf. Wir sind zwar der Meinung, dass das unfassbare Gewutzle die Hauptsehenswürdigkeit von Kampala ist, wollen aber Allah unsere Referenz erweisen und dackeln pflichtschuldigst zur großen Moschee. Bergauf! Allah hat es hier schwer, denn das allgegenwärtige Getöse übertönt sogar den Ruf des Muezzins.

 

 

Auch die katholische Kirche ist vertreten und hat auf der anderen Seite der Stadt eine große Kathedrale. Auch Anglikaner und zahlreiche andere Glaubensgemeinschaften vertreten ihre Kundschaft. Ob sich der lieben Gott hier wohl noch auskennt, wer hier wie zu ihm betet? Gegen Abend ist Karin ermattet und zieht sich zurück, hält es aber nicht lange im Zimmer aus, da der Ausblick vom Balkon überwältigend ist.

 

Der Karli ist in seinem Element und stürzt sich noch einmal alleine ins Chaos. Schwer beladen mit Köstlichkeiten kommt er zurück. So verspeisen wir zum Abendessen gegrillte süße Bananen und eine Portion frittierte Heuschrecken, Diese Spezialität ist nur um diese Jahreszeit erhältlich, und wir können nicht widerstehen. Als Nachtisch gibt es Zimtschnecken und köstliche reife Mangos von den Marktmamis auf dem Gehsteig unter uns. Als sie uns schmausen sehen, winken sie freundlich herauf.

 

 

Und man sollte es nicht für möglich halten, aber auch diese Stadt geht einmal schlafen. Als es Nacht wird, verziehen sich die Busse und auch die Marktmamis gehen irgendwann einmal schlafen. Und so bekommen auch wir ein Mützchen Schlaf, obwohl es Karl am ganzen Körper juckt und wir lieber nicht nachdenken, warum….

 


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