Ruhija

Nach herrlich geruhsamer Nacht, gemütlichem Frühstück und einer heißen Dusche (Haarewaschen – was für ein Genuss) marschieren wir ins Nationalparkbüro, um uns wegen morgen zu informieren. Die Angestellte am Campingplatz will uns weismachen, wir brauchen einen Guide, um im Ort spazieren zu gehen, es sei verboten, alleine zu gehen! Ja eh! Manchmal nervt Karin sowas ungemein: Glauben die denn, wir sind ganz blöd? 

 

Natürlich stört sich kein Mensch daran, dass wir alleine herumstiefeln. Es kommt nicht mal einer auf die Idee, sich als Guide anzutragen. Im Nationalparkbüro sind gerade die Leute vom heutigen Tracking zurück. Sie sind begeistert, die Gorillas kamen ganz nahe ran. Hoffentlich haben wir morgen Glück und sehen sie auch! Und hoffentlich schüttet es nicht die ganze Zeit!

 

Morgen um halb acht soll es losgehen. Es gibt vier Gorilla-Familien und man kann auswählen. Zwei davon haben Babies. Wir freuen uns. Die Angestellte ist erstaunt, dass wir ohne Guide da sind. Ja gibt’s denn das? 15 Minuten zu Fuß gehen und das ganz alleine? Ist das nicht viel zu anspruchsvoll? Vollkommen von den Socken ist sie dann, als sie hört, dass wir mit Wence gekommen sind. „You know our taxidriver Wence?“ Jetzt schon!

 

Wir marschieren dann kreuz und quer durch die Gegend und treffen auch auf zwei Batwa-Frauen. Die Batwa sind Pygmäen. Sie gehen Karin gerademal bis zu Schulter. Ja, so klein geht wirklich;) Die Batwa wurden, als der Nationalpark für die Gorillas geschaffen wurde, einfach aus ihrer Heimat vertrieben. Und leider stimmt, was wir über viele Urvölker gehört haben. Die beiden sind um elf Uhr vormittags sturzbetrunken, wanken mit der Alk-Flasche durch den Ort und betteln. Deshalb auch kein Foto, denn das ist nicht das Bild der Pygmäen, das wir weitergeben wollen. Wir treffen dann auch noch auf einen Batwa-Mann, natürlich ebenso klein, der nüchtern ist, und als Tour-Guide arbeitet. Aber auf „abgerichtete“, für Touristen singende, tanzende Pygmäen haben wir keine Lust. Das erinnert uns immer an dressierte Affen. War schon schön, überhaupt welche zu treffen. Und wir sehen die Leute lieber in ihrem natürlichen Lebensumfeld.

 

 

Seit gestern ist unser Franz-Ferdinand der Star. Die Kinder sind voll begeistert, wollen ihn angreifen und schütten sich aus vor Lachen, wenn wir ihn bellen lassen. Schon in Kampala wollte ihn uns eine Frau abschwatzen: „Mama, verkauf mir dein Spielzeug!“ Nix da, unseren Franz-Ferdinand geben wir um nichts in der Welt her, unser schmutziger Reisegenosse ist unser Bindeglied nach Hause und als fester Bestandteil des Teams reist er immer im Handgepäck!

 

Am Abend lernen wir zufällig den Direktor des Regenwaldforschungsinstituts kennen, der uns interessante Dinge über den Wald erzählt. Es gibt hier nicht nur Berggorillas, sondern auch Waldelefanten, und auch aus dem Queen Elizabeth-Nationalpark sind Elefanten zugewandert. Und die Zahl der Gorillas steigt ständig!

 

Es stellt sich heraus, dass es der Mann ist, mit dem Karin schon gemailt und telefoniert hat und der uns Wence Nummer gegeben hat. Er ist mit seinen kleinen Kindern zum Essen da. Wir müssen so lachen: Den Kindern schmeckt es nicht, und er kommt mit dem selben Schmäh wie wir: „Anderswo verhungern die Kinder.“ Er aber meint ernsthaft die Karamojong im eigenen Land. Und wie bei uns sagen seine Kinder: „Dann schick ihnen halt das Essen!“

 

 

Und dann erzählt uns noch Fiona, dass die Batwa-Pygmäen gar nicht hier leben, sondern bei Buhoma, aber für die Touristen „angemietet“ werden. Auch Ruhija möchte halt den Touristen ein paar Pygmäen „verkaufen“ können…


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