Wence

Seinen Namen haben wir von Australiern, die wir in Botswana kennengelernt und zufällig in Entebbe wiedergetroffen haben. „Da gibt es einen, der fährt immer mit dem Gemüse zum Gorilla-Friends-Resort und der nimmt auch Leute mit!“

 

So kommen wir zu unserem Transport nach Ruhija, wo unser Gorilla-Tracking stattfinden soll. Denn einen Linienbus oder sowas gibt es nicht. Und speziell angemietete Fahrzeuge sollen bis zu 100 USD für die Fahrt verlangen. Wence ist also sozusagen der öffentliche Verkehr. Er nimmt Waren und Passagiere mit und sammelt auch Leute ein, die sich bei ihm melden. Doch wo finden wir ihn in einer Stadt wie Kabale? Wir rufen im Gorilla-friends an, die sms-en uns seine Nummer, und dann rufen wir ihn halt an. Keine Ahnung, wer der Typ ist, keine Ahnung, welches Fahrzeug er fährt…Vielleicht landen wir auf der Ladefläche eines Pick-ups. Hoffentlich schüttet es nicht, denn die Fahrt kann mehrere Stunden dauern. Hängt von den Straßenverhältnissen ab.

 

Um halb zwei soll es losgehen. Er holt uns ab. Fünf Euro pro Person soll es kosten.

 

Heute fühlt sich Karl deutlich besser, nur mehr stark verschnupft. Deshalb haben wir einen gemütlichen Vormittag. So gemütlich ist er aber gar nicht, denn wir überlegen fieberhaft, wie wir aus der Nummer mit den zwei Typen, die uns jetzt abholen wollen, rauskommen. Außerdem ist die Körperpflege ein wenig umständlich, denn heute morgen gibt es im ganzen Haus kein Wasser. Bei Bauarbeiten in der Straße haben sie irgendwie die Wasserversorgung gekillt. Aber jedes Zimmer hat hier zwei Kanister Wasser stehen, und da wärmen sie uns halt einen. Dauert halt sein Zeiterl, denn der kleine Holzkohlenofen, mit dem hier alle kochen, ist halt nicht der flotteste. Aber alles wird. Das ist ja das („des is jo des“): Sie sind ja nicht unfähig, langsam, dämlich, oder irgendetwas anderes Negatives. Es kommt halt nur oft soviel dazwischen und sie müssen sich bemühen, aus den gegebenen, oft schwierigen Umständen das Beste zu machen. Es kommt dann eh immer etwas. Meist sogar genau das, was wir wollten. Aber verlassen kann man sich halt auf nichts und es kann dauern.

 

Wir haben dann auch noch Zeit, essen zu gehen. Das ist für uns in Uganda ja immer ein Vergnügen, da es super schmeckt, viel ist und spottbillig. Jetzt haben wir Katogo entdeckt: Das gibt es mit und ohne Rindfleisch und es ist genau wie unser Erdäpfelgulasch, nur ist zusätzlich noch Matooke (Kochbananen) drin. Und das hiesige Chicken-Stew ist haargenau wie unser Paprikahenderl, nur zusätzlich noch mit grünen Paprikas und Tomaten in der Soße. Mit einem Berg Reis, Erdäpfelpüree oder Matooke ist das mehr, als wir essen können. Jedesmal! Einmal treffen wir auf ein Buffet. Aber wer braucht ein Buffet, wenn die eine Portion schon mehr ist, als man can eat.

 

In der Folge versuchen wir ergebnislos, Geld aufzutreiben. In der ganzen Stadt sind die Bankomaten ausgefallen, die, die gehen, nehmen weder Maestro, noch Visa. Nun sind zwar wir unbezahlbar, ohne Moos aber auch in Uganda nichts los. Ein paar Reservedöllarchen haben wir aber für den Fall der Fälle immer im Sparstrumpf.

 

Dann warten wir auf Wence oder den anderen Typen, je nachdem wer zuerst kommt. Wir sind ja gar nicht sicher, ob es sich nicht um ein und dieselbe Person handelt, da beide zur selben Zeit kommen sollen. Um halb zwei passiert einmal gar nichts. Hatten wir auch nicht wirklich erwartet. Als um viertel drei noch immer keiner von beiden da ist, rufen wir Wence an. „I am coming. I am in town.“ Na fein! Um halb vier ist noch immer keiner in Sicht. Langsam werden wir porös. Gottlob haben wir einen Tag Reserve eingeplant, damit wir ja rechtzeitig für unser Tracking ankommen. Nochmals Wence angerufen. Ja, jetzt nur mehr 10 Minuten, er hat einen Reifen reparieren lassen müssen.

 

Bald darauf geht’s wirklich los. Das Gefährt ist ein normales Matatu, aber eines der besonderen Art: Die Windschutzscheibe mehrfach geborsten, normale Bereifung und ziemlich klapprig. Den Beifahrersitz kann man nur von innen aufmachen, das Fenster nur von der Fahrerseite aus öffnen. Aber wir werden auf den besten Plätzen neben dem Fahrer platziert. Dann fahren wir los, um Waren und Fahrgäste einzusammeln, am Schluss birst das Gefährt aus allen Nähten, und das Gepäck wird am Dach verstaut.

 

Abfahrt um halb fünf! Die ersten 12 km fahren wir auf normaler Asphaltstraße, dann biegt unser Weg nach Ruhija als schmale Lehmstraße in die Berge ab. Wegen des vielen Regens ist die Straße in beklagenswertem Zustand. Der beklagenswerte Zustand unseres Töf-Töfs trägt auch nicht unbedingt zur Vertrauensbildung bei. Aber Wence ist ein umsichtiger und vernünftiger Fahrer. Doch an einer steilen rutschigen Stelle hilft alles nichts. Wir drehen uns und rutschen von der Straße. Alle Mann aussteigen und schieben! Die Schuhe verkleistern in Minutenschnelle. Wahrscheinlich haben deshalb die Einheimischen, die hier wohnen, im Unterschied zu den Passagieren gar keine Schuhe an. Die Füße sind schneller gewaschen, als die Schuhe…

 

 

Dann geht es ein Stück weiter. Doch nicht viel. Da vorne hat sich ein Lastwagen eingebuddelt. Das schwere Gerät, um ihn rauszuziehen, ist schon da. Sonst hätten wir uns auf eine lange Zwangspause einstellen können. Der nächste Schlaumeier von Lastwagenfahrer wartet dann nicht vielleicht, bis der Grader die Straße für ihn abgeschoben hat, sondern brettert fröhlich rein und gräbt sich genauso ein! Na, dann ziehen wir halt den nächsten raus…

 

 

Irgendwann sind alle Hindernisse beseitigt und wir fahren weiter. Steil bergauf und teilweise haarsträubend gatschig. Und wenn wir hier von der Straße rutschen, haben wir ein paar Hundert Meter freien Fall inklusive. Aber alles geht gut und wir kommen in den Bwindi-National-Park. Hier ist Wald, und es sind dadurch nicht so viele Erdrutsche abgegangen, wie im gerodeten Bereich. Herrliche Berglandschaft weit und breit. Langsam wird es dunkel. Doch die Straße ist jetzt besser und schließlich erreichen wir nach dreieinhalb Stunden Fahrt und 40 km Ruhija, wo wir unsere diversen Säcke, ein Riesensägeblatt und zahlreiche Passagiere abladen. Da Wence sowieso ins Gorilla-Friends-Resort fährt, haben wir Hauszustellung und bald steht unser Zelt auf ebener Wiese und es gibt tatsächlich eine heiße, funktionierende Dusche. Das Paradies ist nah!!

 


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Kommentare: 1
  • #1

    Martina (Samstag, 24 Dezember 2016 11:09)

    Die einzige Tour, die ihr schon soo lange im vorhinein gebucht habt und dann die Angst, nicht rechtzeitig dort hin zu kommen!?!