Oh Mann – Indien!

Ein neuer Kontinent, Asien… Indien zuerst. Indien also… Mit gespaltenen Gefühlen kommen wir an. Es heißt, man liebt oder hasst es. Wurscht ist es uns jedenfalls ganz sicher nicht, denn bereits der erste Tag birst vor Eindrücken!

 

 

Am Flughafen angekommen, interessiert es – wie erwartet – keinen Menschen, ob wir ein Weiterflugticket haben. Wieder einmal werden wir fotografiert und unsere Fingerabdrücke abgenommen. Die haben sie jetzt schon in so vielen Staaten, dass sich allmählich echt einmal ein Verbrechen lohnen würde, damit die auch mal zu was gut sind 😉

 

Die Einreise ist kurz, problemlos und freundlich. Unser Gepäck ist wieder vollzählig da. Beruhigend, das!

 

Da wir so spät nachts ankommen, verbringen wir die Nacht auf Sitzen am Flughafen ausgestreckt. Karin schläft, Karl wie üblich nicht. Er kümmert sich um die nächste Krise: Geld beschaffen

 

Bis jetzt ist in ziemlich vielen Ländern, wo wir waren, knapp vor unserer Einreise was passiert: Das Attentat in Istanbul, in Tansania war ein Erdbeben, in Simbabwe war sowieso Krise, dann Währungsreform mit Unruhen, und in Uganda ist in der Stadt Kasese ein aufmüpfiger König verhaftet worden, was von 100 Toten begleitet war. Zwei Tage vor unserer Einreise. Dafür haben wir sogar unsere Reiseroute geändert, denn ursprünglich wollten wir dort hinfahren. Deshalb schauen wir immer vor der Einreise auf die Seite unseres Außenministeriums. Das mit dem "Krieg" in Uganda hat uns aber Dalene erzählt, unser Außenministerium hat es erst zwei Tage, nachdem wir dort gewesen wären, gemerkt...

 

In Indien haben sie schließlich eine Währungsreform gemacht, wodurch die 500- und 1000- Rupien-Scheine ungültig wurden, und jetzt gibt es bei den Banken Schlangen von 50 und mehr Leuten, weil man nur beschränkt Geld abheben kann und viele Bankomaten ganz leer sind. Trifft auch uns.

 

Als es hell wird, nehmen wir die Metro zum Bahnhof New Delhi, in dessen Nähe sich unser Hotel befindet. Für Weihnachten haben wir uns was Schönes ausgesucht, hoffen wir. Die U-Bahnfahrt ist schnell und billig. Aber dann…

 

Wir wissen, wir müssen über die Gleise drüber, und dann ins Hauptbasarviertel. Weder den Verkehr noch den Zustand der Straßen, noch die Menschenmenge finden wir beängstigend. Wir haben uns in Kampala so gut akklimatisiert, dass es uns hier ganz beschaulich vorkommt!  

 

„Wo wir denn hinwollen“, spricht uns einer an. Über die Gleise und zum Main-Bazar. Ja, ja, ganz einfach in die Bahnhofshalle und dann auf der anderen Seite raus. Im Bahnhof steht ein wichtiger Maxl, der uns nicht weiterlässt. Wegen der Unruhen im Zuge der Währungsreform seien die Wege in den Großen Bazar gesperrt, man brauche eine Genehmigung, die in einem bestimmen Büro in der Nähe erteilt wird. Echt jetzt? Wir sind skeptisch, er weist darauf hin, dass überall „No entry“ steht. Wir sollen doch am Hilfe-Schalter fragen. Dort ist erstmals keiner, aber dann taucht plötzlich einer auf und erzählt das Gleiche.

 

Wir sind noch immer skeptisch. Die können doch nicht einfach ein ganzes Viertel sperren, die normalen Leute wollen da ja auch raus und rein. Raus aus dem Bahnhof und die zwei Typen abgeschüttelt. Da steht plötzlich der erste, der uns reingeschickt hat, wieder da. Ja, ja, das stimmt schon, wir sollen mit dem Tuk-Tuk in dieses Büro fahren. Seltsam, wir glauben es noch immer nicht! Weg hier! Karl parkt Karin und Gepäck und geht selber schauen, ob er nicht doch einen Weg findet. Nach 10 Minuten ist er wieder da. Er hat den richtigen Übergang gefunden. Zwar wird das Gepäck gescannt, wie schon beim Eingang der Metro, aber keiner kontrolliert sonst was. Sehr, sehr seltsam. Was sollte diese Aktion jetzt?

 

Wenigstens sind wir jetzt im richtigen Viertel. Doch das Hotel ist im Gassengewirr nicht zu finden, weil es keine Straßentafeln gibt und ausgerechnet für Indien haben wir keine LOKUS-Karte. Wieder bietet sich ein Helfer an. Das Hotel sei ganz in der Nähe, er geht voraus. Wir gehen solange mit, bis uns auch das Spanisch vorkommt. Wo das Hotel jetzt sei? Er biegt zu irgendeinem Buchungsbüro ab. ??? Das sei die Rezeption. Aber sicher nicht! Doch, doch, hier bestätigen sie unsere Buchung. Aber sicher nicht! Und außerdem können wir hier Tickets kaufen. Aha, so läuft der Hase! Wir schicken auch diesen „Helfer“ zum Teufel!

 

Gottlob findet sich drei Häuser weiter ein Tourismusbüro, das gratis Stadtpläne anbietet. Doch der zuständige Herr ist im Washroom – sprich am Klo – sagt ein anderer, der uns den Plan aber auch nicht gibt. Sie geben uns aber einen Führer mit, der uns dann tatsächlich zum Hotel führt. Dafür will er, dass wir am Nachmittag nochmals kommen, um was zu buchen! Aber sicher nicht!

 

Später sehen wir erst in einer Mail, die uns das Hotel geschickt hat, dass vor solchen Typen gewarnt wird. Sie erzählen, man könne das Hotel nicht erreichen und wollen einen irgendwo hinschicken, ein anderes zu buchen! Aha!! Wir sind stolz, dass wir nicht reingefallen sind und wissen jetzt auch, was das sollte. Aber das muss dir einmal einfallen!

 

Im Hotel angekommen, ist es neun Uhr vormittags, aber wir dürfen schon ins Zimmer. Es ist auf den ersten Blick, das schönste seit langem. Auf den zweiten, geht der Kühlschrank nicht, die Klospülung auch nicht, der Flachbildfernseher fehlt und das Duschwasser bleibt bei Karl lauwarm. Na super! Merry Christmas!

 

Den Kühlschrank stecken wir ein, die Klospülung reparieren wir selber und als die widerstrebende, aber müffelnde Karin duschen geht, ist das Wasser so heiß, dass es einen fast abflämmt. Als man bei der Rezeption fragt, wie das Zimmer ist, können wir ehrlich sagen, super, bis auf den fehlenden Fernseher. Ja, der sei in Reparatur seit zwei Tagen.. Aber wenn wir wollen, können wir das Zimmer wechseln. Da wir sowieso nie fernsehen, lehnen wir ab und ziehen aus, um die Stadt zu erkunden. Als wir am Abend zurückkommen, stehen unter fünf Minuten unaufgefordert zwei dienstbare Geister mit dem Fernseher da. Na so was. Merry Christmas!

 

Indien also… Für aus Österreich Erstanreisende sicher heavy. Aber hey, nach drei Monaten Afrika sind wir wirklich nicht sonderlich verängstigt. Kampala war viel heftiger, was Massen betrifft. Aber die Details! Viele Bettler, auch Kinder. Sie machen Handstand-Überschlag, trommeln, alles für ein paar Münzen. Einer sitzt mitten im dichten Straßenverkehr im Rinnstein. Warum denn das? Na, weil er da  reinpieselt!  

 

Schockierend für Karin sind die vielen Deckenbündel auf den Gehsteigen, unter denen Menschen schlafen. Es ist ihr Zuhause. Das gab es in Afrika nicht. Was für ein jämmerliches, armseliges Leben. Und die Kinder? Wofür geboren? Dafür, am Gehsteig zu leben und zu sterben?

 

Die hiesigen öffentlichen Verkehrsmittel sind die Tuk-Tuks, überdachte Motorfahrzeuge, und die Fahrrad-Rikschas. Die düsen kreuz und quer, gerne auf dreispurigen Fahrbahnen gegen die Einbahn. Aber einiges gewohnt, überqueren wir die Straßen im dichtesten Verkehrsgewühl flotter als mancher Inder. Gelernt ist eben gelernt! Hier fahren sie deutlicher aggressiver, es wird noch mehr gehupt, aber sie bremsen dann auch brav! Auch die ersten heiligen Kühe sehen wir.  

 

 

Die ersten Tempel sind eine Offenbarung für Karin. Sie sind ja öffentlich, nur die Schuhe muss man ausziehen. In einem sind nur Frauen. Viele Frauen in farbenprächtigen Saris. Sie chanten (singen religiöse Gesänge) wunderschön und laut. Sie sitzen auf Teppichen oder stehen mit gefalteten Händen. Beim Reingehen kaufen sie Blumenkränze, Räucherstäbchen, Schälchen mit Früchten, die sie bei den Gottheiten abgeben. Eine Frau nimmt sie entgegen und arrangiert sie. Später schwenkt sie einen Kerzenhalter. Dazu immer der wunderbar beruhigende Gesang. Karin liebt das ja, seit sie zuhause mit Yoga begonnen hat. Die Frauen, die kommen, berühren zuerst mit einer Hand den Boden, dann ihre Brust und die Stirn, dann geben sie ihre Spende ab und setzen sich, um zu chanten. Später werden alle mit Wasser bespritzt, die Frauen streichen sich über den Kopf, wie bei einem Segen, heben die Arme im Gebet.

 

Auch  die touristischen Sehenswürdigkeiten nehmen wir in Angriff. Zuerst marschieren wir zum Connaught-Place. Er verbindet den modernen Teil von New Delhi mit dem Alt Delhi der Moghulen.

 

Der Connaught-Place besteht aus zwei konzentrischen Kreisen mit Gebäuden mit Kollonaden und in der Mitte einem zentralen Park. 

 

 

Karl besucht anschließend Jantar Mantar, das historische Observatorium, die Sternwarte aus dem frühen 18. Jhdt. Und falls wir es nicht wüssten: In zwei Tagen ist Weihnachten!

 

 

Karin bestaunt einstweilen das Treiben auf den Straßen. Auch hier wird an jeder Ecke gekauft und verkauft. Vorwiegend Snacks, viel mehr verschiedene als in Afrika. Gebackene Teigbällchen, Samosas, Früchte, gekochte Kartoffeln mit Chili, und, und, und... Wir wagen uns in unser erstes Straßenlokal, wo man für weniger als einen Euro satt wird und hoffen, dass wir Weihnachten nicht auf dem Klo verbringen werden. Es schmeckt uns, und wir wissen jetzt, dass wir Indien wahrscheinlich nicht hassen werden...

 

 

Im linken mittleren Bild eine Zuckerrohrpresse, um Saft zu pressen

Rechts Mitte: Man kann Knofelzecherl auch einzeln kaufen, deshalb teilt der Mann mit viel Geduld den Knoblauch.

Links unten: Im großen Wok wird Milch gekocht


Wir freuen uns über eure Kommentare, Anregungen, Fragen...

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Kommentare: 2
  • #1

    Gisi u. Gerhard (Freitag, 23 Dezember 2016 13:27)

    Wieder tolle Berichte und Fotos!
    Wir wünschen Euch frohe Weihnachten und dass, das Jahr 2017 genau so spannend wird wie 2016!! Alles Gute!!!
    LG
    Gisi, Gerhard, Tanja u. Jasmin

  • #2

    Uwe und Ute (Freitag, 23 Dezember 2016 20:28)

    Euch beiden frohe Weihnachten und eine Gute Zeit in Indien.
    Gerne lese ich Eure Berichte.

    sonnige Grüße

    Uwe und Ute (Caprivi - vergessener Schlüssel)