Da gibt es einen Schnellzug, der fährt in etwas mehr als zwei Stunden nach Agra. Super, da fahren wir am Vormittag hin, dann haben wir eineinhalb Tage für Agra. So machen wir es. Bloß die Bahn macht es nicht so…
Im Zug am Vormittag bekommen wir keinen Platz. Und ohne Reservierung braucht man es außer in der Brettlklasse gar nicht zu probieren. Und wir sind ja schließlich Luxuswutzis. Nein, wir wollen eh in einer billigen Klasse reservieren, aber einen Sitzplatz hätten wir schon gerne. Also einen um 14 Uhr reserviert, dann sollten wir vor 17 Uhr in Agra sein. Glaubt man!
Zuerst leisten wir uns noch ein feines Mittagessen, Zitronenreis mit Zitronensauce für Karin, Dosa für Karl. Das ist ein ganz dünnes, flaches, großes Brot aus Reis- und Linsenmehl, wie eine Crèpe, das mit verschiedenen Saucen serviert wird.
Dann marschieren wir hoffnungsfroh zum Bahnhof. Und können unseren Zug nicht auf der Anzeigentafel finden. Was ist jetzt los? Wir gehen erkunden und hören Böses: Der Zug wurde „resceduled“ von 14 auf 19 Uhr. Na fein! Mit dem ganzen Gepäck brauchen wir jetzt auch nichts mehr Großartiges unternehmen. Also warten. Die Zeit tröpfelt träge…
Prächtig bunt gekleidete Menschen eilen vorbei, nehmen neben uns Platz. Es gibt immer was zu schauen. Da ist eine Gruppe Sikhs, alte Männer mit Bärten und Turban in Uniformen mit Säbeln, Schwert und witzigen „Stutzen“. Frauen in schillernden Saris mit prächtigen Tüchern. Da ist die Mama, die ihren Kleinen auf den Boden gacken lässt, zuerst das Kind mit Wasser wäscht, dann den Boden mit Zeitungspapier und Wasser säubert und das dreckige Papier dann auf den Bahnsteig unter ihr wirft… Wir nehmen uns vor, den Blick beim Gang zum Zug nach oben zu richten! Ein Sackerl fürs Gackerl, bitte!
Um 16 Uhr wähnen wir uns schon ziemlich nahe an der Abfahrt. Da wird die Abfahrt erneut um eine Stunde auf 20 Uhr verschoben. Na herrlich! Wird dieser Zug je abfahren? Und falls ja, kommen wir jetzt mitten in der Nacht in Agra an. Wenigstens haben wir gestern Abend noch schnell ein günstiges Zimmer gebucht. Wir sind draufgekommen, dass das oft billiger ist, als wenn man direkt im Hotel fragt, und im Stockfinstern in einer fremden Großstadt mit Gepäck Zimmer suchen, ist auch nicht lustig.
Um 19 Uhr wird die Abfahrt schließlich noch einmal auf 20:30 verschoben und das Gleis gewechselt. Wir bereiten uns innerlich darauf vor, dass der Zug überhaupt ausfällt. Doch eine Stunde vor Abfahrt wird doch tatsächlich ein Zug bereitgestellt, und unsere Namen stehen auf der Liste. Schon eine halbe Stunde vor Abfahrt sitzen wir drin und schließen Bekanntschaft mit unseren Sitznachbarn. Inder sind sehr kontaktfreudig, und sie sind begierig drauf, dass wir ihr mitgebrachtes Essen probieren. Scharfer Reis-Pilau, ein Kartoffel-Karfiol-Gericht und ein zitroniger Snack finden unseren Beifall. Es wird mit den Fingern gegessen. Berührungsängste darf man keine haben…
Schon 20 min nach der geplanten Abfahrt setzt sich unser Zug in Bewegung. Und ist tatsächlich schon 3 Stunden später am Ziel. Kaum 10 Stunden nach der geplanten Abfahrt... Jetzt noch ein Tuk-Tuk ins Hotel ausgehandelt, dann ruht!
Der Name unseres Zuges: Super Fast Express!!!
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