Trekkingtour zu Palaungdörfern

Wir machen eine dreitägige Wanderung in die Berge. Von Hsipaw marschieren wir zu Shan- und Palaungdörfern, essen und schlafen bei einheimischen Familien.

 

Da zur Zeit nur in eine Richtung von Hsipaw aus gewandert werden kann, erwarten wir uns nicht allzu viel. Eher Menschenauflauf! Wir sollten positiv überrascht werden. Wir sind in einer Gruppe von acht Leuten unterwegs, was wir so gar nicht gewohnt sind. Doch wir haben echt Glück und erwischen sehr nette Leute. Von Mr. Charles Guesthouse aus, der gute Touren anbietet, marschieren wir zügig los, sodass nach kurzer Zeit die Socken qualmen. Na das kann ja heiter werden für Mama Turtle…

 

Bald sind wir weg von der Straße und vom Asphalt. Eine Art Forststraße ohne Forst führt ins Hügelland. Es gibt immer wieder schöne Ausblicke ins Gebirge. Der Weg führt durch Teefelder. Es gibt auch Mais, obwohl die Leute hier keinen essen, außer als gegrillte Kolben. Es wird alles nach China exportiert. Plötzlich die Überraschung: Die beiden Tschechen und die Spanierin vom Bus kommen auf eigene Faust nach. Sie können aber nur ins erste Dorf gehen, da müssen sie dann umdrehen, denn alleine zu übernachten ist illegal. So kommen wir noch einmal zu Heimweh-Marillenschnaps und wandern gemeinsam weiter bis zur ersten Teepause.

 

Dort soll es nur einen kleinen Snack geben. Es kommen große Teller mit Teeblättersalat, Tomatensalat mit Erdnüssen, Chili und Zwiebeln und Eiersalat. Köstlich! Alles, was der vorsichtige Tourist nicht anrühren soll. Alle in der Gruppe sind schon mehrere Monate unterwegs und essen mit gutem Appetit.

 

Und dann kommt das Debakel mit dem Reiswein. Eher ein Reisschnaps, sind wir beim ersten der Meinung, dass er besser riecht, als schmeckt. Erfreulicherweise ändert sich das, er wird mit jedem Becher besser. Und die Pause immer länger, da sich die Burschen in der Gruppe nicht trennen können. Vom Reiswein. Daraufhin sinkt die Durchschnittsgeschwindigkeit schlagartig auf die einer fußkranken Schildkröte ab, und so mancher überlegt, ob er nicht in einen Ochsen als Tragtier investieren sollte. Mama Turtle rückt in die Spitzengruppe vor, Karl hält mit!

 

 

Erstaunlicherweise sind wir die einzige Gruppe auf dem Trekk. Den ganzen Tag sehen wir sonst niemand. Wir machen 700 hm auf über 1100 Meter und sind schon um 14 Uhr am Ziel, obwohl wir ewig gerastet haben. Also doch flott! Wir werden bei der Familie unseres Guides schlafen, die Palaung sind. Die Mama trägt die schöne Tracht. Die alten  Palaung-Frauen haben kurz rasierte Haare unter ihrem Tuch. Und der Papa raucht die Wasserpfeife. Ist aber nur eine Zigarette. Früher war hier Opiumgebiet. Die Frauen rauchen Zigarren, die es hier ja überall gibt. 

 

 

Wir müssen uns von den Tschechen (und vom Marillenschnaps) trennen. Vielleicht treffen wir uns einmal in der Wachau wieder.

 

Die kulinarischen Offenbarungen gehen weiter. In diesen Tagen essen wir Tarosuppe, frittierten Taro, sauer-scharfe Senfsuppe mit den Blüten dran, Tofu, Baumrindencurry (!), gebratene Blätter vom Banyanbaum, gebratene Papaya (sehr lecker), Kürbis, Kaka (OK, klingt grauslich, ist aber eine Frucht), Kale (ein Gemüse), Melanzanisauce und dazu immer Reis. Die Palaung essen Reis, die Shan essen Reisnudeln.

 

Das Ganze kommt gleichzeitig in Schalen und mit einem großen Pott Reis auf den Tisch. Jeder nimmt, was und wieviel er will, und es kommt ständig nach. Dazu gibt es immer grünen Tee.

 

 

Nach dem Essen gehen die jungen Wilden sofort schlafen. Karl sitzt in der Sonne und Karin geht auf Erkundungstour durch das Dorf. Es gibt hier viel zu sehen. Direkt gegenüber ist ein Kloster, 13 Mönche, vom Kind zum Mann leben dort. Wunderschöne alte Frauen sind unterwegs, und Kinder kommen gerannt, um Hallo zu sagen. Eine alte Frau winkt Karin ins Haus. Wir haben keine gemeinsame Sprache außer unseren Händen und Lachen. Karin wird zu Tee eingeladen, sie soll essen und bei der alten Dame schlafen. Dann bewundern wir den Hausaltar und betrachten gemeinsam das Familienfotoalbum. So eine nette Einladung!

 

 

Plötzlich marschieren vier Typen mit Maschinengewehr durchs Dorf. Schluck! Was wird das denn? Nicht weit von hier wird ja gekämpft. Es ist die lokale Armee, und wir sollen uns keine Sorgen machen, es wir nur ca. einmal im Monat in diesem Dorf geschossen. Na fein!

 

Die Leute hier dürfen nicht jagen, denn wenn die Armee schießen hört, glauben sie, es wären Rebellen und kämpfen. Na fein 2! Die Soldaten sind im Dorf einquartiert und werden von der Bevölkerung ernährt. Auch von dem, was wir für die Tour zahlen (echt wenig) geht ein Teil in Form von Reis an die Armee. Dafür sorgen sie für Ruhe. Na fein 3! Und angeblich gibt es rund um Hsipaw auch noch Landminen. Aber da gehen wir eh nicht hin. Na fein 4! Aber eigentlich machen wir uns keine Sorgen, die Sache erscheint viel zu surreal…

 

Als unsere Helden wieder munter sind, marschieren wir alle nochmals durch den Ort. Wir kommen zu einem „Geisterhaus“. Neben Buddhisten sind die Leute immer noch Animisten. Beim Geisterhaus beten die Leute um das, was sie sich im Diesseits wünschen, zu Buddha wenden sie sich, wenn es um das Jenseitige handelt. 

 

 

Am Abend besuchen wir das Kloster, und die Burschen spielen mit den Mönchen Fußball. Die Mönche und Möncherl raffen die Kutte und stecken sie in die Unterhose. Und los geht’s. Und Karin findet eine neue Freundin. 

 

 

Wir sind nur zwei Frauen mit sieben Männern. Alle sind nett und lustig und auf der gleichen Wellenlänge, und wir fühlen uns wohl. Wir sind die einzige Gruppe im Dorf geblieben, es sind nur wir hier mit den Einheimischen, die sehr freundlich sind und sich auch sehr gerne fotografieren lassen. Das Dorf bekommt eine Art Eintrittsgeld in Form von Reis, und die Leute sehen nicht so viele Touristen, dass sie sich gestört fühlen würden. 

 

 

Das Abendessen ist wieder ein Curry mit verschiedensten Speisen. Danach sitzen wir zusammen am Lagerfeuer. Unser Guide nennt sich Eric, heißt aber in Wirklichkeit Laa San, Neumond. Er treibt eine Gitarre auf. In unserer Gruppe sind zwei Kanadier, die spielen und singen können. Es ist wirklich sehr nett und lustig. Eric singt laut, falsch und leider mit Begeisterung. „Nock, nock, nock, on se heavense on se door“ – Umerziehung zwecklos. Es ist lustig, und erst nach elf finden wir ins Bett. Nein, auf die Matratze. Wir schlafen am Lager am Dachboden, wie auf einer Berghütte. Keiner schnarcht!!!

 


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