Nacht im Akha-Dorf

Der Stoff, aus dem die Träume sind, sieht schön aus. Die Hauptabnehmer sind Chinesen und Vietnamesen, ein wenig dient dem Eigenbedarf… Vorwürfe kann man den Leuten nicht machen, denn ein Kilo verkaufen sie um 14 bis 15 Millionen Kip, das sind ungefähr 1600 Euro. Dafür muss ein Arzt sieben Monate arbeiten! Und wenn die Leute lieber grünen Tee kaufen würden, würden die Dorfbewohner sicher grünen Tee anbauen. Wo kein Käufer, da kein Anbieter…

 

 

Die ersten Dorfbewohner begrüßen uns. 

 

 

Auch heute wieder bricht Franz-Ferdinand für uns das Eis.

 

 

Wir kommen um halb fünf Uhr im Dorf an. Genug Zeit, um sich etwas umzusehen, bevor es dunkel wird. 

 

 

Natürlich sind alles Erdstraßen, alle Tiere laufen bunt durcheinander: Kühe, Büffel, Schweine, Hühner, Katzen, Hunde… Dazwischen wuseln Dutzende Kinder herum. Kleinkinder laufen ohne Hosen oder mit offenem Hosenboden. Spart Arbeit beim Windelwaschen...

 

Spielzeug macht hier der Papa selbst. Ein Dreirad ist schnell gemacht, die Kinder fahren damit aber vorwiegend die Hügel hinunter.

 

 

Es gibt weder Badezimmer noch Toilette. Letztere sucht man sich im Wald selber. Wir waschen uns wie alle anderen auch an einem Holztrog unter Beobachtung der halben Dorfbevölkerung. Wir staunen sie an, sie staunen uns an. 

 

 

Das Wasser holen Frauen und Kinder in großen Bambusrohren. In Rückentragekörben wird es nach Hause getragen, und zu Hause wird es in Kanister umgefüllt. Die Tragekörbe werden mit einer Art Holzjoch im Nacken über ein Lederband am Kopf getragen.

 

Die Frauen tragen schöne Trachten in Schwarz mit sehr auffälligem Kopfschmuck mit Ketten und Münzen. Auch daran kann man sehen, ob es sich um eine verheiratete Frau handelt. Die Männer hatten auch eine schwarze Tracht, wir sehen sie aber nur mehr ein oder zweimal. Die Männer wollen immer modern sein und schauen deshalb fad aus.

 

 

 

 

 

Ob das wohl ein Abendessen wird?

 

Gegessen wir an einem niedrigen Tisch auf sehr niedrigen Schemeln sitzend mit Stäbchen und Löffel. Wir sind im Haus des Dorfoberhaupts untergebracht. Der „Bürgermeister“ wird für vier Jahre gewählt. Normalerweise leben 14 Menschen in diesem Haus, heute kommen noch wir sieben dazu. Die Männer essen mit uns, die Frauen und Kinder warten, bis wir fertig sind, bevor sie sich den Tisch holen, um in der Küche zu essen. Alle beobachten aufmerksam, ob es uns auch schmeckt. Doch ach, ich fürchte, wir waren unhöflich. Das Schmatzen, Schlürfen und Rülpsen der Männer bringen wir einfach nicht so gut hin. Wie sollen sie denn dann wissen, dass es uns schmeckt? Spucken tun wir auch nicht – seltsam, diese Falang.

 

 

Während wir essen, kommt ein Mann mit einem Korb. Darin raschelt es. Ob er uns ein Haustier zeigen will? Nein, er will uns die nächste Mahlzeit verkaufen. Die Bambusratte ist noch etwas klein, entschuldigt er sich. Aber die wächst noch... Ein paar Tage später sehen wir ein stattliches Exemplar am Markt in Odoumxay, schon kochfertig vorbereitet.

 

 

Falang heißt eigentlich Franzosen. So haben sie sie zur Kolonialzeit genannt, und manche wenden das für alle Weißen an. Schauen eh alle gleich aus😉

 

Hier wird es ja schon zeitig finster. So hat man den Eindruck, dass es schon irre spät ist. Und ca. um acht Uhr abends zieht es die Dorfbewohner auf ihr Lager. Nicht alle haben in der Hütte Platz, so melden Karl und Karin sich freiwillig, um im Nachbarhaus zu schlafen.

 

Die Hütte besteht immer aus zwei Räumen, dem Hauptraum und der Küche. Im Hauptraum ist in der Mitte eine leere freie Fläche, an den Wänden sind Schlafpodeste angeordnet, mit Vorhängen vom Hauptraum abgetrennt, innen aber wie ein Matratzenlager eine Schlafmatte neben der anderen.

 

 

Unsere Freunde haben es „kuschelig“, denn viele wollen in der Hütte schlafen. Um 11 Uhr werden sie von Seng aufgeweckt, der ihnen mitteilt, sie gingen jetzt jagen. Zwei Stunden später die Meldung, dass sie nichts gesehen haben… Zum Abendessen gab es aber Wild, ein Zeichen, dass sie gestern erfolgreicher waren. Angeblich stammt es von einem großen Hirsch. Später sehen wir in Phongsaly die Trophäe eines Tieres, auf das diese Beschreibung passt.

 

Sonst gibt es noch Reis, gekochten Rettich, gekochten Raps oder Senf, so genau wissen wir das nicht, essigsaures Gemüse, Tarosuppe und Chili zum Schärfen.

 

Wir werden in die Nachbarhütte geführt. Freundlich begrüßen uns die Hausleute. Eines der Kinder macht im Licht der Stirnlampe Mathe-Hausübung. Denn eine Schule gibt es.

 

Der Hausherr liegt bequem auf seiner Schlafmatte und raucht gurgelnd seine Wasserpfeife. Ein Feuerchen glimmt, in der dunklen Holzhütte sieht das archaisch aus. Er bietet auch Karl an, mitzurauchen. Höflich lehnt er ab. „Akha-Tabak“, meint die Hausherrin lächelnd. Bong, meinen wir…

 

Aufmerksam beobachten alle jeden Handgriff, als wir unsere Schlafsäcke ausrollen. Wir haben ein „Zweierabteil“, sind also glücklicher dran, als unsere Freunde. Aber vom Hausherrn sind wir nur durch eine nach oben offene Plastikplane getrennt, und seine Rauchschwaden dringen zu uns rüber… Nach vorne haben wir keinen Vorhang, also Privatsphäre Null. Bald aber liegt die ganze Hütte in tiefem Schlaf. So auch wir. Denn in Laos steht man zeitig auf, zumindest die Frauen, die schon in aller Früh den Reis für den Tag kochen, die Tiere füttern, und, und, und…


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