Salkantay-Trek erster Tag

Wunderbar leuchtet der Humantay-See zu unseren Füßen. Der schneebedeckte Humantay mit seinen über 5000 Metern versteckt sich zwar in den Wolken, aber der auf 4200 Metern gelegene See ist ein würdiges Ziel für unseren ersten Wandertag am Salkantay-Trek nach Machu Picchu.

 

 

Der Wecker hat uns heute um 3:45 aus tiefstem Schlaf geklingelt. Zwischen halb fünf und fünf Uhr sollen wir abgeholt werden. Nayta, unsere Wirtin, hat es sich nicht nehmen lassen, uns Frühstück mit heißem Tee zu richten. Schon zehn vor halb fünf läutet es an der Tür. Alvaro, der Veranstalter höchstselbst, holt uns ab. Er ist erst im zweiten Jahr im Geschäft, hat aber schon ausgezeichnete Kritiken im Internet und ist sehr bemüht.

 

Um fünf starten wir von der Plaza San Fransisco in Cusco im Bus ins drei Stunden entfernte Mollepata. Dort wird erstmal gefrühstückt. Dann fahren wir noch ein Stück hoch nach Sayllapata. Der Trek beginnt offiziell schon in Mollepata, wir aber fahren ein Stück hoch auf 3550 Meter und wandern dafür am ersten Tag noch höher zum Humantay-See auf 4200 Meter Seehöhe, um dann wieder auf 3900 Meter nach Soryapampa abzusteigen, wo unsere erste Zeltnacht auf uns wartet. Optimal für die Akklimatisation.

 

 

Das erste Stück des Weges geht es steil bergauf nach Canal Inca auf 3700 Metern. Es nieselt, und wir schnaufen ein wenig ob der doch noch ungewohnten Höhe. Aber grundsätzlich erweist sich der Weg als einfach zu begehen, ein ziemlich breiter Spazierweg. Als Herausforderung ab dem ersten Tag erweisen sich die zahlreichen Wasserläufe, die sich ohne uns zu fragen über unseren Weg ergießen. Hiesi, da müssen wir jetzt durch – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes!

 

 

Ab Canal Inca geht es nur mehr sanft ansteigend nach Soraypampa auf 3912 Metern Höhe. Schon nach drei Wanderstunden ist unser Nachtlager erreicht, und wir bekommen unser erstes Mittagessen. Wir haben eine „All-inclusive-Tour“ gebucht, und außer dem ersten und letzten Frühstück,  dem Wasser, das wir beim Wandern brauchen und einem optionalen Ausflug zu den heißen Quellen ist alles inbegriffen. Das erste Mal sind wir in einer großen Gruppe unterwegs. Wir sind 15 Personen mit zwei Bergführern, und Karin ist schon gespannt, wie sie das Tempo wird halten können. Mama Turtle will sich nicht hetzen lassen!

 

Doch erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt: Mama Turtle ist zwar langsam, aber nicht die Langsamste, und mit unseren Mitwanderern haben wir wieder einmal Glück gehabt. Zwar könnten die meisten unsere Kinder sein, aber wenn, dann wären sie wohlgeraten😉 Es macht Spaß, mit ihnen zusammenzusein. Witzigerweise sind wir vier Österreicher und fünf Deutsche in der Gruppe. Haben wir im letzten halben Jahr vielleicht fünf Österreicher insgesamt getroffen, so brechen sie, sobald ein Berg in Sicht ist, wieder aus dem Gebüsch. Fabian und Miriam sind sehr nett und haben auch schon viel gesehen. Da wird die Zeit nie lang. Sonst sind noch Rosa und Genis mit von der Partie, Genis ist Ultra-Trail-Läufer, Rosa läuft „nur“  Marathon. Die beiden schnaufen nicht einmal! Wahnsinn! Auch Dominik aus Deutschland, Paulina aus Chile und Seal aus Russland, unser „presidente“ sind sehr nett. Auch alle anderen sind freundlich und bei den Mahlzeiten geht es entspannt zu. 

 

Das Essen ist gut und ausreichend, der erste Tag verwöhnt uns gleich einmal mit panierten Hendlhaxerln! Es gibt immer ausreichend Tee und für die, die wollen, Koka-Blätter. Dann kommt immer eine der guten peruanischen Gemüsesuppen. Sie sind gebunden und mit Reis oder Quinoa angereichert, und meist ist man da schon satt. Zum Hauptgang gibt es häufig noch Salat und Unmengen an Reis, dazu oft Gemüse, Salat oder Kartoffeln. Ach ja, und vor dem Abendessen gibt es noch eine Platte mit Popcorn zum Tee, damit wir nicht verhungern, bis das Essen kommt.

 

 

Nach dem Mittagessen wandern wir gemütlich über Grasflächen, auf denen Pferde weiden, zum Humantay-See hinauf. Jetzt geht es erstmals über 4000 Meter, aber wir spüren noch nichts. Die drei Akklimatisationstage in Cusco auf 3400 Metern haben uns gutgetan.

 

 

Leider hüllen sich die hohen Berge in tiefe Wolken, der Humantay lässt nur soviel  von sich sehen, dass sich sein unteres Schneefeld im See spiegelt. Schaut aber auch so schon ganz schön aus, oder?

 

 

Wir legen wieder einen Stein auf die Stoanamandln und bitten den lieben Gott, uns wieder heil vom Berg runter zu bringen. Eine liebgewordene Angewohnheit – und bis jetzt hat’s geklappt😉

 

 

Am Weg abwärts beginnen die ersten zu schwächeln. Und auch Karin fühlt sich rechtschaffen müde. Doch erfreulicherweise stimmt, was Alvaro versprochen hat: Jeder darf sein Tempo gehen, keiner wird gedrängt, keiner wird gebremst. Optimal, und ein Guide bleibt immer bei den Langsamsten. Wir werden „upgegradet“, unser Guide Raoul hat gemerkt, dass Mama Turtle zwar vielleicht nicht die Flotteste ist, aber schon weiß, was sie tut, und wir dürfen bleiben oder gehen, wie und wann wir wollen, solange wir zum Abendessen da sind. Sehr angenehm. Zwei Mädels sind aus Hongkong und sind konditionell und ausrüstungsmäßig nicht optimal unterwegs. Mit Turnschuhen und Leggings auf einen 4600 Meter hohen Berg bei angesagtem Schlechtwetter zu steigen, erscheint uns als nicht allzu vernünftig. Auch in der Nacht frieren sie sehr, geben sich aber alle Mühe, nicht schlappzumachen und sind echt nett und freundlich.

 

Vom technischen Anspruch her ist der Weg ein bequemer Wanderweg im Hochgebirge. Man kann den Trek auch alleine machen, wir haben uns aber ehrlich eingestanden, dass wir zu faul sind, auf 4000 Metern nach einem langen Tag das Zelt aufzuschlagen, zu kochen und – vor allem – das ganze Gepäck mitsamt Vorräten für drei Tage selbst durch’s Gebirg zu schleppen. Denn wir müssen wie die Neckermänner nur einen Tagesrucksack tragen, den Rest tragen uns Packpferde. Auch die kann man natürlich selber mieten – es empfiehlt sich aber, sich vorher über die Preise schlau zu machen.

 

Unsere Zelte sind schon für uns aufgeschlagen und dann erweist sich unsere Entscheidung, direkt beim Tourveranstalter „Oki-Doki“ zu buchen, als goldrichtig: Als Einzige haben wir einen dicken Daunenschlafsack und eine extra Thermarest-Matte, sowie die Wanderstöcke inklusive, wir ruhen also auf zwei dicken Matten wie die Prinzessin auf der Erbse. Aber die spüren wir nicht, die schmausen wir lieber!

 

Auch waren wir die einzigen, die keinen Eintritt mehr für den Salkantay-Trek zahlen mussten. Raoul bringt uns das Geld, das bei Trekbeginn kassiert wurde, mit einer Entschuldigung zurück, dass wir das inklusive hatten. Und so geht es weiter. Wir haben von allen Tourteilnehmern, die bei verschiedenen Agenturen gebucht hatten, das absolut beste Preis-Leistungsverhältnis. Für die fünf Tage haben wir 195 Dollar bezahlt, alle Eintritte, Transporte und Leihausrüstung inklusive. Auch sind wir die einzigen, deren Gepäck direkt von Santa Teres nach Cusco zurückgebracht wird, und Alvaro bringt es uns am nächsten Morgen direkt ins Hostal. Dafür wünscht er sich ein Feedback und weil wir ihn so loben, dreht er gleich ein kleines Werbevideo mit uns und wünscht sich eine Bewertung auf Trip-Advisor! Aber gerne doch, das hat er echt verdient. Auch sind wir die, die das beste Briefing über die Tour bekommen haben. Wir wisssen immer, was am nächsten Tag passiert und sind echt voll zufrieden.

 

Am Zeltplatz stehen unsere Zelte dicht an dicht unter einer Plastikplane. Da lernen wir unsere Mitwanderer ganz genau kennen, bis hin zur leisesten Darmbewegung😉 Als in der Nacht einer aufs Klo muss, werden alle wach, und eine Völkerwanderung setzt ein…

 

In der Nacht freuen wir uns auch über die Plastikplane über den Zelten und die Wäscheleine. Denn es beginnt wieder einmal zu regnen. Raoul macht uns aber klar, dass wir in der Nacht alles mit in die Zelte nehmen müssen, auch die müffelnden Schuhe, wenn wir am Morgen nicht barfuß weitermarschieren wollen. „Es sind viele Leute da…“

 

Beim Schlafengehen herrscht ein Gesumme wie in einem Bienenstock, aber innerhalb von zehn Minuten ist es mucksmäuschenstill. Wir schlafen herrlich in unserem warmen Schlafsack und freuen uns auf den Marsch zum Salkantay-Pass.

 


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Kommentare: 1
  • #1

    Martina (Donnerstag, 20 April 2017 17:20)

    Selten so ein wunderschönes Blau bei einem See!! Dann sind ja Gebirgstouren in Österreich für euch eine Lapalie!