Es geht bergab

Als wir heute die Augen aufschlagen, fehlt doch glatt die Landschaft! Ja, wo ist sie denn? Hey, ungefähr 1000 Meter weiter unten. Mindestens!

Leider können wir euch heute keine Bilder liefern, da wir unsere Fototaschenreißverschlüsse mit Kabelbinder verschlossen haben, bevor wir in den Nachtbus gestiegen sind, damit uns beim Schlafen die Kamera nicht geklaut wird. Ihr müsst euch also mit der Schilderung begnügen.

Also, als wir wach werden, fahren wir auf einer Hochebene. Die Straße ist schmal, und plötzlich kippt die Straße nach unten und wir sehen unter uns Berge, Berge, Berge... Mindestens 1000 m tiefer, denn wir fahren die Anden hinunter ans Meer. Von 3400 auf 0 in 16 Stunden! Es ist ein grandioser Anblick. Es sind Mondberge, kahl, braun und gefaltet. Doch bei genauerem Hinsehen sind sie nicht kahl, sondern von Tausenden kleinen Blümchen bedeckt. Rosa, gelb, weiß und außerdem kräftig lila blühende Erikagewächse. Meterhohe Kandelaberkakteen erheben sich aus der kargen Landschaft, was sie noch spektakulärer aussehen lässt.

Den Straßenverlauf kann man kilometerweit unter uns sehen. In steilen Serpentinen windet sich die Straße nach unten. Ewig fahren wir so dahin, kein Haus, kein Dorf weit und breit.

Später wird die Landschaft noch öder. Die Blümchen verschwinden und machen einer trostlosen Steinwüste Platz. Und dann - in der Wüste ein Fluss! Sofort hat sich ein grünes Band gebildet, es wird intensiv Landwirtschaft betrieben. Dazu als Kontrast die kahlen Berge im Hintergrund.

Später fahren wir wieder durch Berge. Trostlos bis zum Gehtnichtmehr. Jetzt gibt es hier Siedlungen, deren Adobeziegelhäuser sich fast nicht vom Untergrund abheben. Die Leute leben im Staub, kein Strauch, kein Grün! Hier muss man wohl geboren sein, um das auszuhalten. 

Unser Bussteward ist diesmal einer von der ganz seltsamen Sorte. Als Abendessen serviert er ein Weckerl, Keks und Saft und Kaffee! Oha, denken wir, das ist aber sparsam. Dafür gibt es heute in der Früh gar nichts, weil der Herr erst fertig fernsehen muss. Bis halb zehn haben wir keinen Schluck Wasser bekommen! Gut, dass Karl immer Angst vorm Verhungern hat und ein Brot und Wasser gekauft hat. Als wir um halb zehn aussteigen, drückt der Steward plötzlich jedem von uns ein Sackerl mit Essen in die Hand: Naturschnitzerl mit Reis und Erdäpfeln, Nachspeise. Der Schlaumeier hat Frühstück und Abendessen verkehrt herum serviert, warum wir in der Früh nichts bekommen haben, kann damit zusammenhängen, dass der Film noch nicht aus war...

Zwischen acht und neun sollen wir in Ica ankommen, um halb zehn steigen wir aus dem Bus. Jetzt einen Anschlussbus nach Paracas suchen... Zehn Minuten später sind wir schon unterwegs, zuerst mit Pick-up zum großen Bus, dann geht es in afrikanischer Manier als Sammeltaxi weiter, bis alle Plätze voll sind.

In Pisco werden wir an der Überlandstraße abgesetzt. Schnell ein Taxi zum nächsten Collectivo = Sammeltaxi genommen, und zu Mittag sind wir am Meer. 

Paracas hat uns nichts zu bieten als den Ausflug zu den Islas Ballestas, wir hoffen morgen Seelöwen, Pinguine und vielleicht Delphine zu sehen. Haltet uns die Daumen! Anschließend möchten wir es morgen nach Lima schaffen, damit wir noch zwei Nächte in Lima haben, bevor wir die USA unsicher machen. Ihr seht also, bei den Hiesis gehts wieder rund!

Wir freuen uns über eure Kommentare, Anregungen, Fragen...