"So, das kostenlose Permit zum Holzsammeln und Feuermachen haben wir. Und die nette Dame vom National Forest Bureau hat uns schöne Plätze für Dispersed Camping auf der Karte eingezeichnet." "Mist, jetzt haben wir vergessen zu fragen, ob die Bären in der Gegend schon munter sind!" Zehn Minuten später kennen wir die Antwort…
Von Oakland sind wir auf großer guter Straße bis in den Stanislaus National Forest vor den Toren des Yosemite Parks gefahren. Beim Abschied hat uns Colette außer einer Umarmung noch einen Riesensack Bagels geschenkt, der für die nächsten zwei Tage reichen wird. Noch ein Einkauf bei Walmart und Volltanken, dann sind wir ein paar Tage autonom. Was hier sehr viel mit auto, sprich Auto zu tun hat.
Kurz nach der Einfahrt in den Nationalpark stehen Leute und fotografieren eine große Gruppe Rehe. Karl zuckt nicht einmal mit der Wimper. Karin ist leicht angesäuert. „Wir haben noch gar keine Tierfotos. Bei den Geiern bist du auch nicht stehengeblieben.“
Keine zwei Minuten später hält Karl mit quietschenden Bremsen. Nanu, doch eine Bambi-Foto? „Pah, ich bleib doch nicht wegen eines Rehs stehen. Da ist ein Bär!“ Kamera geschnappt, und weg ist er. Karin hintendrein. Auf halbem Wege bemerkt sie: „Hey, ich hab ja die Schuhe vergessen!“ Na, ist barfuß eh warm zwischen den Schneeresten…
Und dann ist er da, unser erster Bär. Ist der groß!!! Mit (hoffentlich ausreichendem) Respektabstand bestaunen und fotografieren wir ihn. Irgendwann dämmert uns, dass das jetzt wieder einmal eine selten dämliche Hiesi-Aktion ist, einem Bären nachzuhirschen, und wir ziehen uns langsam zum Auto zurück. Wahnsinn! Wir haben einen Bären gesehen!!! Super!!!
Dann erinnern wir uns daran, dass wir heute Abend alleine in der Wildnis zelten wollen. Und dass wir einen Bären gesehen haben. Super???
Der Yosemite Nationalpark ist bekannt für seine atemberaubenden Ausblicke. Wie hat Colette gesagt: „Every picture a postcard!“
Der Bridalveil Wasserfall schießt mit beeindruckenden Wassermassen ins Tal. Die Gischt durchnässt Besucher und Fotoapparate, deshalb gibt es kein Foto davon, dass wir das Ende des Regenbogens gefunden haben. Leider war doch kein Sack Gold dort, Peter! Dabei könnten wir dann unendlich weiterreisen…
Der Ausblick auf El Capitan ist atemberaubend. Es ist einer der bekanntesten Kletterfelsen überhaupt, eine Challenge für jeden Kletterer. Wir können uns keine Route auf diesen Granitkoloss vorstellen.
Zum Tagesabschluss dann der Höhepunkt: Der Blick vom Tunnel-View
Im Bild links El Capitan (da sieht man erst, wie riesig der wirklich ist), ganz rechts der Bridalveil Fall, darüber die Cathedral Rocks, daneben der Sentinel Mountain. Das zweite Granitungetüm links davon ist die zweite Berühmtheit des Parks, der Half Dome.
Lange sitzen wir begeistert im warmen Sonnenschein und schauen. Es sieht aus, als hätte kein Mensch je die Landschaft vor uns berührt. Solange man die 300 Leute ausblendet, die man gerade im Gerangel um die beste Fotoposition aus dem Weg geschubst hat😉
Irgendwann ist es dann doch Zeit, einen Platz fürs Zelt zu suchen. Wir finden eine nette Stelle und parken vorschriftsmäßig parallel zur Straße. Das Zelt muss 100 Fuß von Wasser entfernt sein, und Feuer ist mit einem Feuerring aus Steinen zu sichern. Es ist halt alles ein bisschen überreguliert, aber das meiste macht echt Sinn. Und wenn sie schon so freundlich sind, uns hier gratis zelten zu lassen, können wir uns auch an ihre Regeln halten.
Karl macht ein schönes Feuer, wir sitzen auf einem Baumstamm und plötzlich fällt uns ein: „Und wenn jetzt ein Bär kommt?“ Und der nicht nur spielen will? Da soll man ja Lärm machen, und deshalb hört man die Hiesis bald laut, falsch und mit Begeisterung „Country Roads“ singen. "We will rock you" soll dem Bären sagen, was wir mit ihm vorhaben, wenn er kommt. Außer, er singt mit!
Als es dunkel wird, kommen Urängste auf. Bären bevölkern unsere Fantasie, jeder Baumstamm ein Riese… Aber wir sind pre-bear-ed. Zum Zelt nehmen wir unsere Metalltöpfe mit, damit wir sie fest aneinanderschlagen können, um ordentlich Krach zu machen, wenn ein Bär kommt. Und gepieselt wird in Habt-Acht-Stellung!
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Martina (Sonntag, 14 Mai 2017 17:05)
Ich glaube, bei meinem Besuch damals war der Wasserfall (fast) ausgetrocknet.