Got stuck einmal anders

„He, ich bin steckengeblieben!“. Mit dem Brustkorb (nicht mit dem Bäuchlein, das lässt sich einziehen) steckt Karl im engen Spalt des Spooky-Slot Canyons fest. „Bück dich, unten ist es ein bisschen breiter“. Langsam arbeiten wir uns voran.

 

 

Slot Canyons sind enge Canyons, manche nur größere Felsspalten, wo ein Mensch gerade so durchpasst. Zwei davon wollen wir heute erkunden.

 

Doch zuvor noch das Bild der Cowboys, die wir gestern Abend bei der Arbeit angetroffen haben. Sie trieben die Kälber über Nacht in einen Grasbereich. Aber ohne Zaun, also sind sie heute morgen alle wieder heraußen, und wir müssen vorsichtig durchfahren.

 

 

Zeitig müssen wir heute aus den Federn. Denn der Ausstieg aus dem trockenen Flussbett über die Felsen wird sonst zur Hitzeschlacht. Und außerdem wollen wir da sein, bevor die anderen kommen. Denn wie soll man aus dem engen Slot wieder raus, wenn andere drin sind? Wo gerade einer durchpasst, wie soll da der andere vorbei? Drüberheben? Vaporisieren? Beamen?

 

Auf der Hole-in-the-rock-Straße brettern wir dahin. Wellblechstraßen nimmt man besser flott, dann rüttelt es einen nicht so durch. Die Zufahrt zum Parkplatz ist High-Clearance. Na Hilly, sind deine Beinchen lang genug? Vielleicht sind sie ja nachgewachsen, denn unser Nachwuchs-Hillux meistert den Slalom zwischen den Felsbrocken auf dem Weg bravourös.

 

Zuerst führt der Weg steil hinunter zu einem Wash, einem ausgetrockneten Flussbett. Na, da kann ich uns jetzt schon wieder beim Aufstieg maulen hören…

 

Der erste Canyon ist der Peek-a-Boo. Der ist noch nicht so eng. Dafür muss man zuerst 12 Fuß hinaufklettern. Innen geht es dann auf und ab.

 

 

Es ist eng, aber nicht furchterregend. Was ist die größte Gefahr außer Verdursten in der Wüste? Schlangen, Skorpione? Nö, Ertrinken! Echt jetzt! Flashfloods, plötzlich auftretende Sturzfluten nach Gewittern fordern immer wieder Todesopfer. Dabei kann das Gewitter meilenweit weg gewesen sein und man selber unter blauem Himmel stehen. Deshalb sollte man in einen Slot nur nach Kenntnis des Wetterberichts gehen.

 

Drinnen müssen wir ein paar Mal klettern, doch immer geht es weiter. Diese Canyonkraxelei macht richtig Spaß!

 

 

Am Eingang zum Canyon seien vorgestern zwei kleine Klapperschlangen gesehen worden. Leider finden wir keine, obwohl wir sogar die Büsche unter die Lupe nehmen, denn da verstecken sie sich gerne vor der Sonne.

 

Dann marschieren wir stromabwärts zum Spooky. Der ist nichts als ein besserer Spalt im Fels, wo unsere beiden gestählten Athletenkörper gerade so durchschlüpfen – sprich unser Waschbärbauch ansteht. Wir zwängen uns seitwärts hinein, so weit es geht, aber Karl wird es bald unbehaglich. Als er mit der Brust ansteht, geht es durch Bücken und Durchschlüpfen noch einmal weiter. 

 

Schönheiten am Wegesrand:

 

 

Schließlich stehen wir vor einer Kletterstelle. Karin zieht sich noch hoch und berichtet: „Das geht oben mindestens genauso eng weiter.“ Karl bläst das Zeichen zum Rückzug. Es wird ihm in dem engen Spalt zu unbehaglich. So gehen wir zurück und sind froh, wieder draußen zu sein, bevor uns andere den Rückweg blockieren.

 

Unsere Mittagsbrötchen schmieren wir uns beim Picknickplatz des Devils Garden. Hier treffen wir auf zwei interessante Franzosen. Er ist schon in Pension und mit seinem kleinen Camper zunächst für ein Jahr, vermutlich aber für immer auf Reisen. Seine Freundin muss noch arbeiten und ist ihn nur für zwei Monate besuchen. Wir treffen jetzt wieder fast jeden Tag nette Reisende, und die Pausen werden oft viel länger als geplant. So macht Reisen Spaß!

 

Die Felsformationen des Devils Garden sind für uns, die wir schon viele wunderschöne gesehen haben, nicht sonderlich aufregend. Aber die hier sehen doch aus, als ob sie auf einem ganz kleinen Sockel stehen, oder?

 

 

Am Nachmittag erkunden wir die Felsformationen auf der Spencer Flat Road. Weiß und Gelb sind die vorherrschenden Farben. Wir hatten schon Angst, dass euch die ewigen Felsen schon auf den Keks gehen, da hat uns Klaudias Kommentar aufgemuntert. 

 

 

Mit diesen Planwägen sind Ende des 19. Jhdts. mormonische Siedler aufgebrochen, um ein "Loch in die Wand" zu machen, einen Durchgang zum Colorado zu schaffen. Mitsamt ihren Familien haben sie sechs Wochen diesen Durchgang aus der Felswand herausgearbeitet. 

 

Die Geschichte einer Familie berührt: Der Vater hilft der Reihe nach allen 40 Wagen die halsbrecherische Abfahrt zu meistern. Seine Frau und die drei Kinder warten einstweilen am Canyonrand. Als er wieder oben ankommt, merkt er, dass jetzt keiner mehr da ist, um ihnen zu helfen! Mit seiner Frau macht er sich alleine daran, den Wagen hinunterschaffen, wobei seine Frau sich verletzt. Die Kinder lassen sie oben zurück. Die Geschichte geht gut aus: Als sie unten ankommen, gehen sie zurück, die Kinder zu holen. Als endlich alle heil unten sind, kommen ihnen die ersten Männer entgegen, denen endlich aufgefallen ist, dass da ja noch einer fehlt...

 

 

Im Visitor Center füllen wir wieder alle unsere Wasserbehälter, dann sind wir wieder autonom.

 

Unser Zelt steht abends wieder im National Forest. Auf einmal laute Musik. 9 Uhr abends. Was jetzt? Wir sehen niemanden, es lärmt ein paarmal kurz, dann herrscht Ruh. Werden halt andere Zeltende gewesen sein, die spät gekommen sind. Und ruht!

 


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