Ein rabenschwarzer Tag

Der heutige Tag ist der schwärzeste unserer Reise. Wir kommen ohne unseren Franz-Ferdinand nachhause! Dass auch noch etwas anderes fehlt, bemerken wir erst später...

 

Irgendwo in den grenzenlosen Weiten des amerikanischen Westens hat sich unser Franz Ferdinand klammheimlich davongemacht, um in Zukunft ein freies Hundeleben zu führen. Und wir wissen nicht mal wo... Der erste Aussteiger? Nur ein Stoffhund? Unser Maskottchen war Teil des Teams, am Kilimandscharo und hat uns unzählige Kontakte mit Einheimischen in Afrika und Asien angebahnt.

 

Vor allem Karin ist tieftraurig! Bei der Einreise hatten wir ihn noch. Doch mit dem dauernden Autoaus- und -einräumen ist er irgendwo verschwunden. Dass einer einen dreckigen kleinen Stoffhund stiehlt, ist eher nicht anzunehmen, zumal wir die Tasche, an der er angebunden war, immer bei uns hatten. Aber die mehrfach geknüpfte Schnur kann sich doch nicht einfach gelöst haben oder durchgerissen sein... Wir hoffen, er ist an einem schönen Ort gelandet, oder es findet ihn ein Kind, das ihn liebhat!

 

Auch sonst ist heute ein heftiger Tag: Nicht nur wegen der Hitze. Wir haben heute unglaublich 47 Grad Celsius!!! Der Hitzerekord unserer Tour - dagegen war Afrika echt erfrischend!

 

Nein, vor allem, weil wir heute zusammenpacken und uns von unserem freien Campingleben verabschieden müssen. Da wissen wir noch gar nicht, dass wir das Zelt nicht nur in Amerika das letzte Mal aufgestellt haben... Wir schenken Alex, der so hilfsbereit war, unsere Campingstühle und den dicken Schlafsack, die wir nicht mitnehmen können. Auch unser Stapel Landkarten und die Roadbooks, die wir von der AAA geschenkt bekommen haben, bleiben hier. Vielleicht können es Alex oder andere Reisende brauchen. Wir haben in diesem Jahr soviel geschenkt bekommen, jetzt können wir ein klein wenig zurückgeben.

 

Wehmut kommt auf. Schon vorgestern, als wir das Zelt zum letzten Mal abgebaut haben, hatten wir einen dicken Kloß im Hals. Adieu, freies Leben...

 

Da wussten wir noch nicht, dass wir es nie wieder aufstellen werden... Als Karl seine Sachen für New York packt, fragt er plötzlich: "Wo ist das Zelt?" "Na wo denn? Im Zimmer natürlich!" "Nein, da ist es nicht." Was??? Wo ist das Zelt???

 

Wir zermartern uns den Kopf, dann bleiben zwei Optionen: Erstens: Karl hat am letzten Zeltplatz nach der allerletzten Zeltnacht zu Karin gesagt, sie solle das Zelt mitnehmen, doch sie hat es zu einem Baumstamm gestellt, weil sie nochmals in die Büsche wollte. Hat sie es dann dort vergessen? Zweitens: Es wurde uns geklaut, als wir bei Alex das Auto ausgeräumt haben und das Auto offen stand? Wir kommen nicht mehr drauf, ob wir es eingepackt haben, und fünf Stunden mit dem Auto in eine Richtung zurückfahren, scheidet auch aus. Da waren wir vor drei Tagen, wer weiß, ob es noch da wäre... Wir sind voll fertig, da wir jetzt nie wissen, was wirklich passiert ist, ob das der erste Diebstahl unserer Reise oder unsere eigene Trotteligkeit war. Wenn man allerdings an unsere bisherige Vergessensstatistik denkt...

 

Falls es aber wirklich gestohlen wurde, möchten wir gerne dabei sein, wenn der Dieb es auspackt: Das Zelt war nämlich ausrüstungsmäßig die große Enttäuschung unserer Reise: Beide Eingangreißverschlüsse kaputt, ein kleines Loch im Zeltboden und ein Stangensegment angebrochen... Trotzdem war es ein gutes Zelt, das wir reparieren hätten lassen...

 

Am Abend fahren wir ins Casino. Nicht um ein neues Zelt zu gewinnen. Aber schädigen wollen wir das Casino schon: Am All-you-can-eat-Buffet gewinnen wir! Aber haushoch!

 

Das Buffet ist fein, über 200 (!) verschiedene Sachen stehen zur Auswahl, Getränke, Bier, Wein und Kaffee sind inklusive. Zwei Stunden lang schlemmen wir von Sushi über Garnelen und Muscheln zum Fisch, zum Prime Rib, Ripperl, und, und, und... Wir kosten auch Jambalaya, Corn bread und  andere typisch  amerikanische Speisen. Unser erstes Glas Merlot, seit wir vor einem Monat in Utah eingereist sind, schmeichelt der Kehle. Auch italienische, asiatische, japanische, jamaikanische und mexikanische Spezialitäten gäbe es, aber wir sind vollkommen damit beschäftigt, Platz für das Dessert zu finden. Aber auch wenn man schon voll ist, dafür gibt es ja bekanntlich einen eigenen Häkelnetzmagen, den dehnbaren Nachspeisenmagen...

 

Allmählich entspannen wir uns wieder und beginnen uns auf New York zu freuen. Der Big Apple wartet schon!


Wir freuen uns über eure Kommentare, Anregungen, Fragen...

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