Die Hiesis in Peking

Wir und eine Milliarde- kann das gut gehen? Als wir nach ungefähr 35 Stunden ohne nennenswerten Schlaf in Yangon in unsere Betten fallen, haben wir bereits viel erlebt. Doch besser ganz von Anfang an:

 

 

Auf den österreichischen Bergen herrschte Schneechaos, während in unserem Garten ein kalter Regen den Schnee wegtaute - Zeit für eine Lösung! Da die Reisekasse nach der Weltreise wieder erfreulich voll geworden war, wollten wir dem europäischen Winter entfliehen - und landeten mitten im chinesischen! Als wir nach neun Stunden Flug aus dem Flugzeug stiegen, waren wir gut eingepackt und auf die -10 Grad gut vorbereitet, erfreulicherweise bei Sonnenschein. Unser Gepäck war bereits in Wien bis Yangon durchgecheckt worden, und mit dem Flughafenzug und der U-Bahn schafften wir es mit einmal Umsteigen problemlos zum Tien-An-Men-Platz. Mit viel Gelächter schaffen wir es auch, am Ticket-Schalter an Fahrkarten zu kommen - sie verstehen uns nicht, wir sie nicht... In den U-Bahnen sind die Stationen glücklicherweise auch in unserer Schrift angeschrieben, und es gibt auch englische Durchsagen, welche Station die nächste ist - also alles kein Problem. Bald stehen wir am Tien an Men Platz, dem Platz des Himmlischen Friedens vor dem Chinesischen Nationalmuseum.

 

 

Jetzt im Winter waren wenige Touristen da, die Tickets für die Verbotene Stadt kann man direkt neben den Ticketkontrollschaltern in einem kleinen Kabäuschen ohne Aufschrift kaufen, das Ticket wird dann direkt auf den Reisepass gespeichert, Papierticket braucht man keines. Die Tickets kosten im Winter 40 Yuan, das sind fünf Euro. Im Folgenden einige Eindrücke aus der Verbotenen Stadt:

 

 

Der Kaiserliche Garten gibt bei -10 Grad natürlich leider weniger her, da keine Blumen blühen und die Wasserbecken ausgelassen sind, damit sie nicht einfrieren.

 

 

Die Leute, die wir fragen, wenn wir uns nicht zurecht finden, sind ausnahmslos sehr freundlich zu uns, zueinander manchmal weniger: Da wird gekeift und herumgeschrien, wie bei einem handfesten Ehekrach, wer sich nicht vordrängt, hat verloren, und so manche Chinesin entleibt sich fast bei dem Versuch, sich noch schnell auf ein Foto dazuzuquetschen, das Ganze immer unter viel Gelächter und Geschrei. Straßenkehrer mit Besen und Schaufel nehmen sich des Mülls auf der Straße an. Die Wache marschiert im Stechschritt, und ein mobiler Friseur nimmt sich auf der Straße seiner Kundschaft an.

 

 

 

 

Hinter den Dächern der Verbotenen Stadt erheben sich die Wolkenkratzer des modernen Pekings.

 

Eigentlich sind wir jetzt schon müde, denn die zu Fuß zurückgelegten Distanzen sind enorm, wir könnten im Stehen schlafen, mit ein wenig gutem Willen auch im Gehen, doch wollen wir noch über den Tien-An-Men-Platz und weiter zum Himmelspalast marschieren.

 

Und schon sind wir wieder bei einem unserer Hauptthemen: Dem Essen unterwegs! Im Flugzeug konnte man zwischen westlichem und chinesischen Essen wählen, die von uns gewählte chinesische Variante entpuppte sich als gute Wahl, vor allem das Frühstück, da gab es nämlich leckere gebratene Nudeln mit Hühnerfleisch und Gemüse, und einen Salat mit grünen Bohnen und Räuchertofu, während die Westler auf ein traurig dreinblickendes Würstel mit Ei und gebratener Tomate blickten. Und jetzt Essen in China - wenn man nichts versteht, nichts lesen kann und keine Ahnung hat. Unsere neue Selbstbeschreibung lautet nämlich: 50 plus, Akademiker, Analphabet ;)

 

Doch wir haben Glück, auf dem Weg zum Himmelspalast finden wir ein Lokal, das die Speisen auf Tafeln abgebildet hat und folgen dem Pfeil in den Keller. Der Lärmpegel von gefühlt 10 000 Chinesen verrät, dass es den Leuten schmeckt, und auch wenn sich die gewählten Speisen nicht immer als das herausstellen, was wir gedacht hatten, ist unsere erste chinesische Mahlzeit sehr erfreulich, sehr wohlschmeckend und viel. Wir sind die einzigen Nicht-Chinesen. Wir bestellen ein Gemüse mit Erdnüssen, in Wirklichkeit ist es ein kalter, leicht scharfer Salat aus gekochtem Spinat mit sehr vielen Erdnüssen, das gedachte Gemüse mit Schweinefleischscheiben war ein ebenfalls kalter Gurkensalat mit in Aspik eingelegten Schweinshaxerlscheiben mitsamt Schwarte (!), aber wenigstens der Fisch mit Sesam und Pilzen war warm. Für die sehr großen Portionen zahlen wir mit Bier und Tee für alles zusammen nicht ganz zehn Euro.

 

 

Jetzt sind wir wieder genügend erholt für den Himmelspalast. Die große Gartenanlage mit dem Tempel, der Echo-Mauer und einem Altar gefällt uns architektonisch besser als die Verbotene Stadt - wir sind halt Kulturbanausen;) 

 

 

Nach problemloser Rückfahrt zum Flughafen und erfreulich problemlosem Check-In dann die Hiobsbotschaft: Das Flugzeug, mit dem wir fliegen sollen, ist noch gar nicht da! Wir sind jetzt echt schon seit 27 Stunden auf den Socken - und unser Bett entschwebt in die Ferne.... Doch mit 1 1/2 Stunden Verspätung kommen wir schließlich in Yangon an, da hat der Tag schon fast wieder begonnen. Dann der nächste Schock: Karls Gepäck kommt und kommt und kommt nicht. Doch auch andere warten, und anschließend nimmt das Gepäckband noch einmal Anlauf und spuckt Karls Packsack aus - Uff!!! Nun noch schnell zum ATM, dann einen großen Schein in kleine wechseln, damit wir den Taxler genau bezahlen können, den Preis ausgehandelt und ab ins Hotel und Bett. Glauben wir! Der Taxler, der uns in der Ankunftshalle gekeilt hat, entpuppt sich als Privater, was uns aber egal ist. Beim Ausparken rammt er erst mal mit Karacho den Randstein, nachdem das Auto aber noch fährt, gehts mit Höllentempo in die Stadt. Ob der Schwung oder die Ausparkkünste mit der halben Flasche Whiskey zusammenhängen, die wir nach der Abfahrt im Wagen entdecken, bleibt unklar. "Das Taxi habe ich für 23.ooo Kyat geliehen. Heute seid ihr erst meine zweite Fahrt (um 2 Uhr nachts). Die ersten haben 15.ooo bezahlt, ihr 12.000." Bleiben dem Mann als Tagesverdienst 4000 Kyat, das sind ungefähr drei Euro!!! Dann hat er uns anscheinend auch noch falsch verstanden, denn er findet das Hotel nicht, doch wir sind immerhin ganz in der Nähe, das wissen wir noch vom letzten Mal, aber eben nicht ganz genau. Schließlich finden wir es aber doch und pumpern um halb drei Uhr nachts Ortszeit an die Tür- doch keiner hört uns, alle schlafen tief und fest. Wir haben auch noch kein Guthaben, um zu telefonieren, so geht Karl einen wecken, der unten schläft, während Karin weiter an die Tür hämmert, bis es endlich einer hört, der am Dachboden geschlafen hat. Endlich drinnen bemerken wir eine Dame, die selig in der Reception weiterschläft, obwohl wir einen Höllenlärm veranstaltet haben. So und jetzt fallen auch wir in unsere Betten und schlafen, schlafen, schlafen. Als wir um zwölf Uhr Mittag wieder aus den Federn lugen, haben wir das Frühstück verpasst und gehen erst mal essen. Doch davon und wie viel sich in den letzten zwei Jahren verändert hat, darüber mehr im nächsten Blog-Artikel.


Wir freuen uns über eure Kommentare, Anregungen, Fragen...

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Engelbert (Freitag, 11 Januar 2019 11:08)

    Liebe Hiesis,
    ich freue mich schon auf Eure weiteren Reiseschilderungen - wenn es so weiter geht, gibt`s sicher noch viel interessantes über Begegnungen und Begebenheiten zu berichten.
    Im übrigen - wie schaut`s eigentlich mit Hunden aus (Maulkorb und/oder Leine)?
    Liebe Grüße aus dem heute sonnigen St. Pölten
    Engelbert