Der Goldene Felsen - Kyaikhtiyo

Von Yangon fahren wir zum zweitwichtigsten Heiligtum Myanmars, der Kyaikhtiyo-Pagode auf dem Goldenen Felsen in den Bergen des Mon-States.

 

 

"Angeblich soll schon eine Kinderhand den Fels ins Wanken bringen können... Nach der Legende verdankt der Goldfelsen sein Gleichgewicht nur einem einzigen Haar von Buddha, das präzise im Inneren des Stupa platziert sein soll." Stefan Loose, "Myanmar"

 

Die fünfstündige Busfahrt von Yangon aus bringt uns einen Klimawechsel, es wird tropischer. Das einzig Aufregende an der Fahrt ist, dass Karin nach einer Essenspause plötzlich ihre Daunenjacke vermisst - ihre einzige warme Jacke - obwohl der Bus versperrt war! Und das in unserem asiatischen Lieblingsland, wo noch nie was weggekommen ist!? Weggerutscht kann sie nicht sein, da sie gut am Boden hinter den Körben anderer Reisende verstaut war. Nach heftigem Suchen und Fragen taucht das gute Stück plötzlich einige Reihen weiter hinten wie aus Zauberhand wieder auf. Hat da jemand ein schlechtes Gewissen bekommen? Egal, wir sind froh, dass  sie wieder da ist, und nach mehrmaligem Bedanken und Lachen von allen Seiten verliert niemand sein Gesicht, und es geht wieder los. Der Mönch uns gegenüber vertieft sich wieder in sein Smartphone, um Flieger abzuschießen, der Rest lauscht den Lovesongs vom Band, deren Videos noch genauso süß romantisch sind wie vor zwei Jahren. Da bekommt man direkt Lust, sich zu verlieben;)

 

Am Fuße des Goldenen Felsen quartieren wir uns in Kinpun ein, um am nächsten Tag mit dem PickUp-Truck hoch zu fahren - 42 Personen eng geschlichtet, nur der Fahrtwind kühlt ein wenig. Eigentlich wollten wir den Berg hochmarschieren, doch Karl hatte gestern plötzlich Schmerzen im Bein  - keiner weiß woher - und konnte nur mehr humpeln. Aber die Truckfahrt ist auch Abenteuer genug, mit Schwung geht es zügig die steile Straße hoch.

 

 

Oben angelangt, kann man das letzte Stück mit der ersten - und soweit wir wissen einzigen - Seilbahn Myanmars zurücklegen, in ganz modernen Kabinen. Wir fahren jedoch auch die letzten Meter mit dem Truck, die letzten zehn Minuten muss man hochmarschieren, wenn man es nicht vorzieht, sich in der Sänfte hochtragen zu lassen. 

 

 

Da auch oben am Fels - teure - Hotels sind, lassen die Leute ihr Gepäck von Trägern in Tragekörben hochtragen. Ein Hotel wurde ganz nahe am Goldenen Felsen errichtet - man munkelt, die Erlaubnis gab es, weil der Besitzer die neue Straße auf den Berg großzügig mitfinanziert hat.

 

 

Ausländische Touristen sehen wir nur eine Handvoll, doch der Goldene Felsen ist Pilgerziel für unzählige Einheimische, die hier auch kostenlos schlafen können. Dementsprechend wohl gefüllt ist das Gelände. An einem Kiosk kann man Goldblättchen erwerben, mit denen der Felsen beklebt wird, daher hat er auch die Farbe. Unablässig kleben Gläubige die kleinen Blättchen an den Felsen - nur die Männer, Frauen dürfen nicht.

 

 

Die Pilger zünden Kerzen oder Räucherstäbchen an, oder kaufen silberne Glöckchen, die sie an die Metallgeländer hängen. Andächtig knien sie am Boden und verneigen sich dreimal mit gefalteten Händen vor dem Heiligtum.

 

Da Karls Bein nicht mehr schmerzt, treten wir den Rückweg auf dem Pilgerweg hinunter nach Kinpun an. Unschwierig geht es teils über Treppen, teils auf Naturweg in dreieinhalb Stunden hinunter ins Tal. Am Weg warten immer wieder Kinder auf uns, die uns fröhlich "Mingalapar" begrüßen und ein Stück Weg mit uns gehen wollen. Ein Holzschnitzer bastelt geduldig und kunstfertig schöne Motorräder.

 

 

Später treffen wir Tata und Ogar, zwei junge Uni-Absolventen, mit denen wir uns gut eine Stunde lang unterhalten. Sie legen uns besonders den Chin-State ans Herz und erzählen aus ihrer Arbeitswelt. Wer für die Regierung arbeitet, hat Anrecht auf zehn Tage Urlaub im Jahr, darf mit 60 in Pension gehen und bekommt auch etwas Rente ausbezahlt. Wer für ein Privatunternehmen arbeitet, hat das Recht auf all das - NICHT! Um jeden Urlaubstag muss gebettelt werden, und Rente wird nicht bezahlt, man muss also arbeiten, solange man Geld braucht... Ein Krankenversicherungssystem scheint es zu geben, in das man einzahlt, ob das privat oder staatlich ist, bleibt unklar. Als die beiden hören, wie alt wir sind, sagen sie begeistert: "Oh, herrlich, soviel Zeit, um die Welt zu entdecken!" ;)

 

Wobei Alter ja wieder Ansichtssache ist: Eine 15-jährige Kellnerin fragt auch nach unserem Alter: "50 und 55, ganz schön alt." "Nein, nein, überhaupt nicht", meint sie. "Mein Opa und meine Oma sind genau gleich alt." ;)

 

Später nehmen wir den Nachtbus, der uns komfortabel nach Mandalay bringt, wo wir jetzt einige Tage bleiben wollen, um die Stadt zu besichtigen und zu überlegen, ob wir den Ayarwaddy oder den Chindwin hinaufschippern sollen.

 


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