Rasttage sind auch nicht fad!

 

Eigentlich wollten wir den Myanmar-Blog mit dem vorigen Artikel enden lassen, da wir dachten, es gäbe nur mehr die Rückfahrt nach Yangon und zwei Rasttage zu beschreiben, aber da die Hiesis eben die Hiesis sind, ist auch an Rasttagen einiges los. Und so finden wir die Katholische Kathedrale, werden zu einer indischen Hochzeit eingeladen und besuchen eine Ausstellung über zeitgenössische Kunst im Sekretariat, das nach Jahren ausnahmsweise für einen Monat für Besucher geöffnet ist. Ach ja, und einem Markt fallen wir auch wieder einmal zum Opfer;)

 

Doch ihr wähnt uns ja noch in Falam. Am Montagmorgen fahren wir von dort mit dem Bus nach Kalaymyo, sprich Kale. Auch diesmal starten wir mit einem Gebet. Dieser Teil unserer Reise durch den Nördlichen Chin State ist sicher der landschaftlich spektakulärste. Nachdem wir zuerst in vielen, vielen Kurven zum Manipur-Fluss auf 200 Metern Seehöhe hinuntergefahren sind, schrauben wir uns anschließend wieder auf schmaler Straße auf 2100 Meter hinauf. Rund um uns Berge, Berge, Berge... Die Strecke verläuft zu einem kleinen Teil noch auf der ursprünglich einspurigen Straße zwischen Fels und Abgrund. 

 

Die Busse, die wir hier benutzen, sind immer von Anfang an voll, es empfiehlt sich, das Ticket im Voraus zu kaufen, und öfters müssen wir Leute, die unterwegs zusteigen wollen, am Straßenrand stehen lassen. In einem kleinen Dorf ganz oben in den Bergen gibt es üppige Gemüsegärten mit Tomaten, Zitronen, Grüngemüse und Erbsen. Unsere Mitinsassen (klingt jetzt irgendwie nach Knast) kaufen groß ein, und säckeweise Grünzeug wird zu unserem staubigen Gepäck aufs Wagendach verladen. Schon nach 5 1/2 Stunden erreichen wir Kalay - und erleben einen Kulturschock! So groß, so schöne Gebäude, so modern gekleidete Leute! Wir sind völlig von den Socken und fühlen uns wie die Landeier;).

 

Eigentlich wollten wir ja hier übernachten und dann am nächsten Tag weiter nach Mandalay und von dort nach Yangon fahren, doch direkt neben unserem Bus steht ein Bus, der zu einem guten Preis eine halbe Stunde später  in 20 Stunden  direkt nach Yangon fährt - und fünf Minuten vor Abfahrt sitzen wir drin. Die Fahrt gestaltet sich unauffällig, wir schlafen viel und sind um 9 Uhr morgens in Yangon, wo wir direkt in das Guesthouse fahren, wo wir unsere Winterkleidung geparkt haben. Sie erinnern sich auch gleich daran und behalten uns auch für die nächsten drei Tage da. So haben wir statt nur einem Rasttag vor der Heimreise fast volle drei. Super!

 

Doch da ein ausgeschlafener Hiesi nie zulange auf seinem Hintern sitzen kann, machen wir uns bald darauf auf, einen Teil von Yangon zu besichtigen, den wir noch nicht kennen, obwohl er ganz in der Nähe unseres Guesthouses liegt. Dort finden wir zu unserem Erstaunen die St. Mary Kathedrale, die prächtig ausgestattet und die größte katholische Kirche des Landes ist.

 

 

Im Innenraum liegen noch frische Blütenblätter von einer kürzlich erfolgten Hochzeit, und auch das Brautauto steht noch vor der Tür. 

 

 

Seltsamerweise wuseln aber lauter Inder herum. Es ist eine indische Hochzeit! Als wir die Hochzeitsgesellschaft in einem Nebengebäude entdecken, müssen wir natürlich kurz Brautschauen gehen - und werden prompt zum Mittagessen eingeladen.  An langen Tischen wird auf weißem Papier ein Reisgericht serviert, und alle langen mit gutem Appetit mit den Fingern zu. Da wir allerdings aus gutem Grund kein Hochzeitsgeschenk dabei haben, lehnen wir ab, mitzuessen und verabschieden uns höflich.

 

 

Es ist sehr warm in Yangon, gestern hatten wir 34 Grad. Deshalb legt der Riksha-Fahrer eine wohlverdiente Pause ein. Auch Radfahrer haben in Yangon ein Nummernschild, sodass man Raser identifizieren kann - und Faulpelze;)

 

 

Unweit der Kathedrale befinden sich noch prächtige Kolonialgebäude aus der Vergangenheit. Manche zeugen von vergangener Pracht...

 

 

... andere sind auch heute noch prächtig, wie das Sekretariat, der ehemalige Sitz des Premier-Ministers. 

 

 

Zumindest von außen. Denn wir bekommen die seltene Gelegenheit, auch das Innere zu besichtigen. Griffin hat uns hierher geschickt, weil er wusste, dass hier nur einen Monat lang eine Ausstellung für zeitgenössische Kunst stattfindet, die man bei freiem Eintritt besuchen kann. Ansonsten ist das Gebäude immer gesperrt. Von innen ist es eine halbe Ruine, seit 2005 die Regierung nach Nai Pyi Taw umzog, hat hier keiner mehr einen Handgriff getan, und wahrscheinlich die letzten 50 Jahre davor auch nicht mehr. Doch es ist die ideale Location für eine derartige Ausstellung und die Exponate teils hochinteressant. Im Bild eine Installation, die Umrisse Myanmars mit Reis nachgezeichnet, die zeigt, dass Myanmars Ressourcen wie Jade und Edelsteine, Holz und Lebensmittel ins benachbarte Ausland gehen, während vor allem China den heimischen Markt mit wertlosem Plastikklumpert überschwemmt.

 

 

Yangon besitzt noch viel ehemals prächtige Kolonialgebäude aus der britischen Verwaltungszeit. An vielen hat der Zahn der Zeit kräftig genagt, Bäume wachsen heraus...

 

 

...für andere hat das Geld schon gereicht, und sie erstrahlen wieder in altem Glanz. Wir wünschen Myanmar, dass es sein bauliches Erbe aus der Vergangenheit bald vollständig renovieren kann...

 

Die schmutzig-braunen Fluten des Yangon River
Die schmutzig-braunen Fluten des Yangon River

 

Dann fallen wir, wie immer völlig wehrlos und willig, einem Markt zum Opfer. Ewig können wir uns so herumtreiben, gustieren und Früchte kaufen, für die wir im Englischen oder Deutschen gar keine Bezeichnung kennen...

 

 

So viele leckere Gerichte. Wie soll man sich da bloß für eines entscheiden?

 

 

Wurzeln, Heilsteine und Kräutlein helfen sicher bei Zipperlein, Cholera und Pestilenz. Auch gegen Reisefieber?

 

 

Im schwarzen Sud werden Eier gekocht. Die braucht man sicher für den "Schwarzen Eier-Salat", den wir gestern auf der Karte sahen. Wir haben ihn aber nicht bestellt, da wir noch ein bisschen von unserem jüngsten Eiersalat-Erlebnis traumatisiert waren, wo sich die Eier als mit Gelee überzogen herausstellten und mit starkem Fischgeschmack und massenhaft Zwiebeln mariniert waren... Im selben Lokal wurden übrigens auch gebratene Wachteln und gegrillte Sperlinge (ja genau, unsere Spatzen) angeboten.

 

 

Da sind uns die Kartoffelchips schon lieber, die frisch frittiert und noch  heiß und knusprig verkauft werden.

 

 

Doch da wir in einem Viertel mit starkem Inderanteil wohnen, besteht unser Mittagessen heute aus am Straßenstand erstandenen frisch frittierten Frühlingsrollen mit Gemüsefüllung und Chilisauce. Denn der Artikel beschreibt bisher nur die Erlebnisse eines halben Tages. Was wohl am Nachmittag passiert?

 

Nun, zunächst einmal passiert uns der Schönheitsschlaf - nutzts nix, schads nix - und am Abend begrüßen wir inmitten einer unüberschaubaren Menge unter ohrenbetäubendem Getöse von Gongs und Trommeln das Jahr des Schweins - es ist Chinesisches Neujahr.

 

Im Tempel entzünden die Leute Räucherspiralen und Räucherstäbchen.

 

 

Und dann sind die Drachen los. Und die Löwen, denn es findet ein Drachen- und Löwentanzwettbewerb statt, und wir sind mittendrin.

 

 

Die Lokale im Chinesenviertel bieten natürlich chinesische Speisen an, doch eines ist uns nicht klar: Heißt das jetzt, wir dürfen keinen mitbringen, oder sie kochen keinen;)

 

 

Und noch ein Rätsel: Was ist wohl die Aufgabe einer Cash Recyling Machine? Aus Bargeld mach Zeitung? Geldwäsche? Aus alt mach neu??? Aufklärung erbeten...

 


Wir freuen uns über eure Kommentare, Anregungen, Fragen...

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Kommentare: 2
  • #1

    Klaudia (Samstag, 09 Februar 2019 11:21)

    Schade, daß eure Reise schon wieder vorbei ist.
    Danke, daß wir wieder "dabei" sein durften! Hoffentlich hattet ihr eine gute Heimreise.
    Glg Klaudia

  • #2

    Bruni (Dienstag, 12 Februar 2019 18:10)

    Kinder wie die Zeit vergeht � Danke, es war wieder ein Erlebnis mit euch.
    Ich glaub man sollte keinen Hund mitbringen, sonst kann es sein, dass das Menü für den nächsten Tag geändert wird ....... ��