So, die ersten beiden Dreitausender für heuer wären geschafft! Und während wir uns daheim dafür durch Schnee und Eis plagen müssten, blühen hier gerade die Rhododendren auf riesigen Bäumen. Dabei ist in Myanmar jetzt eigentlich auch Winter.
Nach Kanteplet sind wir von Pakkoku mit einem Minibus gekommen. Wie die Busgesellschaft heißt, wissen wir bis jetzt nicht, wir haben uns durchgefragt und wurden schließlich in einem kleinen Innenhof abgeladen, wo drei Minivans auf Mitfahrer warten. Viele Kleinunternehmer bieten hier Fahrten zu unterschiedlichen Zielen an, sie fahren dann auch gleich von zu Hause ab, man muss sich eben durchfragen.
Bis das Gepäck verladen ist, vergeht eine dreiviertel Stunde, doch schließlich ist jede verfügbare Ritze und der Dachträger vollgestopft, und wir düsen los.
Nach einigen Stunden geht es in die Berge. In langen kurzen Kurven arbeiten wir uns hoch von ungefähr 100 Metern Seehöhe auf 1400 in Kanteplet. Und dort haben wir unseren trotteligen Tag: Als der Busfahrer uns ein Hotel vorschlägt mit einer Preisangabe, nehmen wir an, der meint den Hotelpreis, der unserem üblichen Budget entspricht, und stimmen fröhlich zu. Der Verbrecher am Steuer düst los, und es geht höher und höher in die Berge. Schließlich lädt er uns vor einem noblen Mountain-Resort ab, und wir fühlen uns in unseren verstaubten Reiseklamotten wie die arme Verwandtschaft😉 Und der angebliche Hotelpreis war der Preis für die Busfahrt… Na gut, wer dämlich ist, muss zahlen, und mit der Nonchalance der Queen (schließlich könnten wir ja ihre armen Verwandten sein!) betreten wir die Hotelhalle und fragen, ob sie die Visa-Card akzeptieren. Doch anscheinend wirken wir nicht adelig genug, denn nur Bares ist Wahres 😉.
Dafür organisieren sie uns im Hotel zwei Mopeds, die uns am nächsten Tag die ca. 12 verbleibenden Kilometer ins Ten Miles Camp, den Ausgangspunkt für die Besteigung des Mt. Victorias mit 3.050 Metern bringen. Wobei Besteigung ja eigentlich ein Witz ist, denn das Ten Miles Camp liegt bereits 2.700 Meter hoch! Ausländische Touristen gibt es hier so gut wie keine, doch den vielen einheimischen Touristen sind anscheinend auch noch die restlichen 350 Höhenmeter zu viel, und deshalb fahren vom Camp nochmals Mopedtaxis beinahe zum Gipfel hoch. Bereits die Anfahrt zum Camp war abenteuerlich, die Burschen heizen mit den Mopeds derart über die entsetzlich holprigen Schotterstraßen, dass mehrmals der Hintern mehrere Zentimeter abhebt und dann wieder ins gottlob weiche Sitzpolster fällt. Die Kurven nehmen sie derart mit Schwung, dass Karin schon von der Rückfahrt bergab gruselt! Es ist eisig kalt, heute Nacht haben wir auf 1800 Metern gefroren, deshalb haben wir uns dick vor der Kälte verpackt.
Doch schließlich geht es los. Die faulen Touris werden auf einer sandigen Straße nach oben gekarrt. Gottseidank finden wir gleich zu Beginn der Wanderung den Jungle Trail, den Wanderweg hinauf auf den Berg, so müssen wir nur kurz immer wieder mal auf die Mopedstrecke ausweichen, wo uns die Mopeds einstauben, dass wir husten und spucken, dass es uns vor uns selbst graust.
Wieder einmal haben wir Glück: Die Rhododendren blühen! Und das sind nicht so kleine Büsche wie zu Hause, sondern meterhohe Bäume. Tief unter uns ziehen sich weitere Bergzüge, die Sonne scheint, und wir können unsere Wanderung genießen. Typisch für den Mt. Victoria sind blau leuchtende kleine Vögel im dichten grünen Wald.
Am Weg nehmen wir auf einem kleinen Abstecher noch einen weiteren Dreitausender mit. Laut unserer Karte hat er keinen Namen und wir wollen ihn schon Mt. Hiesi nennen, als uns einfällt, dass der Victoria-See und die Victoriafälle ja eigentlich auch einheimische Namen hatten, und wir vor so einer Eigenmächtigkeit vielleicht besser mal fragen sollten, wie denn die Einheimischen dieses Ding nennen😉
Da die baptistischen Missionare im Chin-State ihr Unwesen getrieben haben, ist der Chin-State heute überwiegend christlich – eine Besonderheit im vorwiegend buddhistischen Myanmar, auch wenn hier im Chin-State noch viele Leute ihr Heil beim Schamanen suchen. Deshalb gibt es auf diesem Berg auch gleich vier Gipfelkreuze – damit man sie ja nicht übersieht…
Am eigentlichen Gipfel schließlich ein goldener Stupa und auf der höchsten Stelle des Doppelgipfels schließlich wacht Buddha. Mittendrin ein kleines Gipfelkreuz, damit auch ja alle Autoritäten zufrieden sind…
Der Rückweg gestaltet sich unauffällig, die Höhe haben wir nur durch ein wenig Schnaufen auf den steilen Passagen gespürt (obwohl wir in einer Beschreibung auf Trip Advisor von einem Amerikaner gelesen haben, man solle doch aufgrund der Höhe Diamox nehmen! ☺) . Die Mopedfahrer haben auf uns gewartet, denn der Preis gilt für Hin- und Rückfahrt, und jetzt haben sie es anscheinend eilig, wieder heim zu kommen, denn sie rasen wie die wilde Sau im Forst bergab, dass Karin die Haare unter der Haube zu Berge stehen! Der erste Ordnungsruf verhallt ungehört, den zweiten kann der Fahrer nicht mehr überhören, sonst staubts! Aber das tut es sowieso – wir sind dreckig wie die Ferkel, und die heiße Dusche mit Haarewaschen in unserem Luxusdomizil, das wir uns glatt noch eine zweite Nacht gegönnt haben, tut sooo wohl!
Beim Kramen in den Laden hat Karin heute morgen sogar einen Fön gefunden, sodass sie ihre Haare nicht in der Kälte lufttrocknen muss, und dann noch etwas viel Wichtigeres, das wir schon gestern Nacht schmerzlich vermissten, als wir auf 1800 Meter in dem ungeheizten Raum froren wie die Schneider:
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Martina (Freitag, 22 Februar 2019 16:00)
Haha. So ein Verwechslung mit dem Hotel habt ihr ja bei eurer Weltreise nicht erlebt - oder?
Aber es hat sich offensichtlich ausgezahlt - mit den Wärmeflaschen....